HELMUT LODER'S Adventkalender
Türen ins Licht |
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2 „Die Tür der Frau Schulwart!“
Vom Dunkel der Vergangenheit zum Licht heutiger Schultüren

Ich kann mich nur mehr dunkel an die Schultüre der Hauptschule zu meiner Zeit erinnern. Es war eine große, klobige, dunkle, einfach gezimmerte Tür, die für uns alle das Tor zu einer anderen, manchmal respekteinflößenden beängstigenden, manchmal freudebringenden Welt erschloss. Kein Glas, kein Schmuck. Eine schwere ordentliche Tür. Die „Frau Schulwart“ gehörte unverzichtbar zu dieser Tür: Groß, stark, mit einem sehr lauten „Organ“ und absoluten Gehorsam erwartend. Jeder von uns hatte einen Heidenrespekt vor ihr. Sie ordnete die Reihen der anstellenden Mädchen und Buben und ließ uns erst zur vorgeschriebenen Zeit ins Schulhaus. Pünktlich. Jeden Tag auf die Minute genau, nach dem ersten Läuten. Dann trat sie zurück und wir strömten – scheu zu ihr aufblickend - an ihr vorbei in die Klassenzimmer. Ich erinnere mich daran, dass sie einen sehr seltenen ungewöhnlichen Vornamen besaß. Sie hieß Apollonia. Darüber spöttelten alle. Wehe aber, wenn sie einen dabei erwischte! Die Schultür zu meiner Zeit hatte noch etwas, was mir im Gedächtnis blieb. Die Klinke war für mich schwer zu erreichen und noch schwerer niederzudrücken. Ich musste mich immer besonders anstrengen, um in das Schulhaus zu kommen.
Wie anders dagegen sehen die heutigen Schultüren aus. Meist sind es große Glastüren, riesige Glasflächen, die sich entweder vollautomatisch öffnen und schließen oder zumindest sehr leicht zu öffnen sind. Gottseidank. Großflächig verglaste Vor- und Aufenthaltsräume. Die Architektur der Öffnung. Misstrauische Wärter(innen) und Türöffner mit lauter Stimme gibt es schon seit längerem nicht mehr. Hell und freundlich wird der Eingangsbereich unserer Schulen erlebt und gestaltet. Transparenz und Klarheit, viel Licht und Gelegenheit zur „Ein-Sicht“ sind an die Stelle der finsteren Garderoben und Vorräume getreten. Die Zeiten haben sich geändert, stellen wir fest. Schule ist nicht zwangsläufig ein Haus mit verschlossener Tür. Licht, Offenheit und freudige Erwartung bekommen den ihnen zustehenden Platz. Zukunft wird erkennbar, „einsichtig“ gemacht. Menschen laden mich ein, mit anderen zu lernen, zu entdecken und mich so vorzubereiten auf ein gelingendes Leben. Mit allem, was so dazugehört zur Sinnhaftigkeit menschlicher Existenz.

Der Advent ist im Grunde genauso angelegt. Ein offener, vom Licht der Sehnsucht und Erwartung erfüllter Eingangsbereich für den Raum der Gottesbegegnung. Kein enger Schlurf mit schlechtem Licht und billigen Glühbirnen, voller Angst und Traurigkeit, sondern ein Ort der Halogenleuchten und des Tageslichts. Advent ist mehr denn je eine Zeit des Aufbruchs und des Hereinkommens. Die Türen der Schulen sind weit geöffnet worden, die Türen des Advents stehen sperrangelweit offen. Wir können jammern und klagen über den Stress und die Betriebsamkeit, aber andererseits haben wir wie nie zuvor die Chance, in diesen Tagen füreinander so manche Türen zu öffnen, die uns wahrhaftig Tore in die Freiheit und Lebensfreude sein können. Jesus ruft uns zu: Macht auf die Türen, lasst die Kinder zu mir kommen.

Ein Religionslehrer hat im Rahmen seiner Auseinandersetzung mit der Adventzeit mit einer Integrationsklasse 24 bemerkenswerte Türen in seinem Heimatort fotografiert und mit Texten versehen als Adventkalender präsentiert. Eine phantastische Idee, zur (rechtzeitig geplanten) Nachahmung empfohlen! Ich bin mir sicher, die Schultür war auch darunter. Als deutliches Zeichen und Hinweis, dass sich die Zeiten und die Türen zum Guten, zum Hellen, zum Offenen verändern. Der Advent tut das nämlich ebenso.