Sonntag, 25.03.2007
33 – Todes:Stein

Können Steine fliegen? Steine fliegen nicht. Es sei denn, sie werden geworfen. In der Geschichte vom heutigen Evangelium sind Menschen bereit, dies zu tun. Steine zu werfen. Auf eine Frau. Ehebrecherin. Auf frischer Tat ertappt. Und gleich verurteilt.
Manchmal fliegen Steine vom Himmel. In der vergangenen Woche sah ich Ausschnitte einer Dokumentation über den Ausbruch des Vulkans Krakatau. Über 37.000 Menschen kamen unter Steinen oder durch die Energie von Tsunamis ums Leben. Todessteine stürzten vom Himmel. Brachten Tod und Verderben.
Jesus wird von den Schriftgelehrten und Pharisäern sofort „getestet“. Auf die Probe gestellt. Steht er auf der Seite des Rechts der „fliegenden“ Steine oder ist er dagegen? Jesus aber hat sie längst durchschaut. Er packt sie an dem Punkt, den sie nicht bedacht haben, an ihrer persönlichen „Reinheit“. Er lässt die Steine fliegen. Zu Boden gleiten. Aus den Händen zurück auf die Erde. Ohne jemanden zu treffen. Schon gar nicht die Frau. Wer von euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein, aber …
Imponierend, wie Jesus ihnen die Steine aus den Händen nimmt. Er hält ihnen einfach einen Spiegel vors Gesicht. Darin sehen sie sich, mit dem Stein in der Hand. Noch etwas fasziniert mich am Verhalten Jesu: Er verurteilt die Frau nicht. Das bekräftigt er ausdrücklich. Er hält sie an, umzukehren, keine Schuld mehr zu begehen, damit es nicht wieder Steine regnen könnte.
Fasten ist eine Zeit, in der ich mich hinterfrage, wie authentisch lebe ich, wie „echt“ ist mein Tun und Glauben? Und natürlich auch …
Wie oft halte ich einen „Todesstein“ in der Hand?
Montag, 26.03.2007
34 – Kraft:stein
Manchmal geht die Sonne in kitschigem Rot hinter dem Steintisch in Loipersdorf unter. Die deutlich sichtbare Station auf dem Kraftwanderweg „Kraft durch Steine“ ist auf dem Hügel neben der Therme malerisch gelegen und sieht wie riesiges prähistorisches Tor aus. 20 Stationen sind es insgesamt, aus 44 Findlingssteinen aus Waldviertler Granit gestaltet.
Die 3 Steine erinnern sehr direkt an andere bekannte Steinbauten wie Stonehenge zum Beispiel. Hier ist es eben ein Mini-Stonehenge, frisch erbaut. Die prähistorischen Steinmäler fordern Betrachter, Besucher wie auch Wissenschafter massiv heraus. Was hat es mit dieser Ansammlung von monumentalen Steinblöcken auf sich? Deutungen und Erklärungsversuche gibt es viele. Mystisches, Rätselhaftes und jede Menge Spekulatives findet sich unter den Wortmeldungen. Was wollte man mit diesen Steinen? Waren es Gräber, Denkmäler, Zeichen? Welche Funktion und Aufgabe hatten sie?
Die Steine sollen Kraft geben. Angeblich liegen sie auf Kraftlinien der Erde, die empfindsame Menschen spüren können. Viele (unbewiesene) Hypothesen geistern durch die Literatur. In Groß-Gerungs im Waldviertel gibt eine große Steinpyramide archäologische Rätsel auf. Unförmige Quader, sanft gerundete Riesenbrotlaibe, wie Bausteine übereinander getürmte Granitblöcke, schalenförmige Steine, sie alle haben die Fantasie der Menschen angeregt. In Legenden und Sagen suchte man den Ursprung zu klären, während sie später eher als Kult- und Opferstätten gedeutet wurden.
Von den Touristikern wird das Waldviertel längst als mystisches „Land der Steine“ vermarktet, und der Kraftwanderweg in Loipersdorf zieht die Menschen ebenfalls an. Steine faszinieren eben noch immer. In der Gestalt eines begehbaren offenen Tores steckt ein wenig die Sehnsucht nach dem Durchschreiten verschlossener Bereiche. Durchs Tor gehen, aufbrechen, das wünschen sich so viele. So ermutigt sie dieses Zeichen, hindurchzugehen, und „Kraft zu tanken“.
3 Steine, ein Tor in das Morgen hinein. Ich sage, Gott gibt uns die Kraft für die nötigen Schritte. Die Steine sind das sichtbare Zeichen. Dass er es tut, ist für mich noch immer ein wundervolles Rätsel.
Wie denke ich über diese Kraftsteine?
Dienstag, 27.03.2007
35 – Schutz:stein

Wie baut man eine Kirche? Indem man Stein auf Stein schlichtet. Die Kopten von Kairo haben ihre größten Kathedralen in einen Felsen gehauen. Wolfgang Engelmaier schildert in einem Bericht der Zeitschrift „alle welt“ über kirchliches Leben „Im Schutz der Steine“:
Zehntausende ägyptische Christen beten und feiern jede Woche in den gigantischen Höhlenkirchen von Mokattam, dem heimlichen Zentrum der koptischen Kirche. Der Ort ist ungemein geschichtsträchtig. Im Zeitalter der Pharaonen brachen Sklaven hier die Steinblöcke für die Pyramiden aus dem Berg, später versteckten sich die ersten Christen Ägyptens in den aufgelassenen Steinbrüchen vor den Römern, die sie wütend verfolgten. An manchen Stellen schlugen sie riesige Höhlen in den Berg, um im Schutz der Felsen die Messe zu feiern.
Freigelegt und zu der jetzigen Größe ausgebaut wurden diese alten Kirchen erst vor 30 Jahren. Mit den Spenden koptischer Christen aus aller Welt entstand ein Zentrum zu Ehren des Heiligen Simeon. Dieser, so erzählt die Legende, habe die Kirche Ägyptens vor dem Untergang bewahrt, als der Islam im 7.Jahrhundert das Land eroberte. Durch ein Wunder habe er den Mokattam-Berg gespalten, um den muslimischen Herrschern die Kraft des christlichen Glaubens zu beweisen.
Das noch größere Wunder sind aber sicher die Massen-Messen jeden Donnerstagabend. Spielend füllen die Christen die Tribünen, die jeweils steil zum Altarraum abfallen. Die größte der sieben Kirchen im Massiv nimmt eine Fläche von 10.000 Quadratmetern ein und bietet mehreren Menschen Platz.
Die untergehende Sonne taucht den heiligen Bezirk in ein warmes Licht und betont jedes Detail auf den gigantischen Reliefbildern, die christliche Künstler mit größter Realitätsnähe in den Felshang gemeißelt haben. Tausende Kehlen stimmen ein in den Gesang der Chöre, der die Sitzreihen hinaufeilt, um sich dann in der Nacht zu verlieren …
Im Schutz der Steine seinen Glauben feiern. Sicher sein. Umgeben von mehr als tausend Jahre Geschichte. Im Schutz der Steine sicher sein.
Fühle ich mich auch sicher im Schutz unserer (Kirchen)Steine?
Mittwoch, 28.03.2007
36 – Grab:Stein

Für unsere Begriffe bezeichnen Grabsteine das endgültige Aus der menschlichen Existenz. Wer im Grab liegt, hat nichts mehr zu melden. Grabsteine sind aber wichtige Zeichen. Sie können prachtvoll gestaltet sein oder schlicht, mit vergoldeter Schrift oder aus verwittertem Stein. Für manche bezeichnen sie das Ende, für andere Hoffnung.
Wenn Jesus kommt, geraten die Grabsteine in Bewegung. Das ist schon bei der Auferweckung des Lazarus so. Der Grabstein spielt keine Rolle mehr. Nehmen wir einmal an, man hätte Lazarus einen Stein von der Art aufs Grab gesetzt, wie wir sie von unseren Friedhöfen her kennen. Was wäre aus dem teuren Stück geworden? Der Lazarus-Stein ist das erste Exemplar von allen Grabsteinen der Weltgeschichte, das nutzlos wurde. Es wird einen Zeitpunkt geben, da werden die alten Grabsteine überflüssig und neue Grabsteine werden nicht mehr nötig sein.
Man sollte in der Fastenzeit einmal durch einen Friedhof gehen. Und von den Steinen lernen, dass sie nach Ostern nichts mehr abschließen, sondern österliche Offenheit signalisieren. Sie zeigen an, dass hier der Leib eines irdisch begrabenen Menschen auf die ewige Herrlichkeit wartet. Nicht tödliche Versteinerung dominiert, sondern himmlische Erwartung.
Ich habe gelesen, dass der Name Lazarus einen Nebenform von Eleazar ist. Lazarus heißt auf Deutsch: Gott hat geholfen. Unsere Hilfsaktionen reichen nur bis zum Grabstein. Weiter geht es beim besten Willen nicht. Gott hilft über den Tod hinweg. Gott setzt alle Grabsteine der Welt außer Funktion. Vielleicht gibt es im neuen Sein so eine himmlische Museumsecke für interessante Grabsteine der Weltgeschichte, von Hans Moser bis Elvis Presley.
Ein Text von einem guten Freund darf hier nicht fehlen: „GRABSTEINE – Steine des Lebens // Zuerst stehen wir aufrecht im Leben, / dann plötzlich wendet sich alles: / wir sind unten – waagrecht/ und die Steine unserer Gräber / stehen aufrecht. / Sie verweisen uns an die Quellen des Lebens, / sie geben uns die Richtung an, / sie sind Fingerzeig unserer Träume. / Grabsteine heißen sie, / doch STEINE der LEBENSHOFFNUNG / sollten wir sie nennen./ Sie schreiben uns ein / ins Firmament der Auferstehung: / Lasst uns gemeinsam / das Leben suchen.“ (Alfred Höfler)
An welchen besonderen aussagekräftigen Grabstein kann ich mich erinnern?
Donnerstag, 29.03.2007
37 – Lebens:Stein

Gestern waren es Grabsteine. Heute sind es Lebens-Steine. So nennt sich eine Gruppe junger Erwachsener zwischen 20 und 35 Jahren, die sich vierteljährlich in Steyler Gemeinschaften in Deutschland treffen. Einige von ihnen haben auch Kontakt zur Missionarischen Heilig-Geist-Gemeinschaft, einer weltweiten Gemeinschaft von Frauen und Männern, die mitten in der Welt ihren Glauben leben und bezeugen wollen. Das Symbol ihrer Gruppe sind so genannte Drusenhälften, wie oben eine zu sehen ist. Beim Recherchieren ist mir ein Zeitungsartikel untergekommen, der von dieser jungen Gruppe berichtet.
Den Namen „Lebens-Steine“ haben sie sich gewählt, „weil sie von dem Auftrag, den der Heilige Franziskus erhalten hat, so begeistert waren: „Bau diese Kirche wieder auf!“ Sie möchten lebendige Bausteine sein, wie es im ersten Petrusbrief heißt, aus denen das Haus Gottes erbaut wird. Innerhalb der Kirche möchten sie nach ihren Formen suchen … Ihre Symbole sind von außen unansehnliche Drusen, die im Inneren aber herrliche Kristalle bergen. Jedes Gruppenmitglied besitzt eine solche Hälfte.“
Die Autorin beschreibt das Ziel der jungen Gruppe: „Unser gemeinsames Ziel ist ein christliches Leben im Alltag. Jeder lebt es jedoch total anders.“ So wie die Drusenhälften ganz unterschiedlich angelegt sind, so wollen auch sie ihre eigenen Lebensmöglichkeiten ausschöpfen, um ihr Christsein in der Welt von heute zu verwirklichen.
Dass es nicht leicht ist, neue Formen zu entwickeln, haben sie bereits erfahren. Aber sie wollen auf dem Weg bleiben und im Bibelteilen, intensiven Formen des Gottesdienstes und im lebendigen Austausch ihrer Glaubenserfahrungen ein Stück Gottesreich realisieren. Klingt viel versprechend. Wie es ihnen heute geht? Wo sie stehen? Das weiß ich leider nicht. Und neuere Fakten liegen nicht vor.
Eine Geschichte fiel mir dazu ein: Ein Christ träumte, er wäre gestorben und ein Engel hätte ihn in den Himmel gebracht. Dort entdeckt er im Gewölbe der wunderbaren Kirche Gottes eine Lücke. Offenbar fehlte da ein Stein. Auf seine Frage hin, antwortete der Engel: „Das ist die Lücke, die du gemacht hast. Gott hatte gerade dich bestimmt, diese kleine Stelle auszufüllen. Du hattest aber immer andere Dinge im Kopf, so dass du nie dazu gekommen bist, diese Lücke auszufüllen.“ Darüber wachte der Mann auf, ließ nun all das Jammern und Klagen und arbeitete fleißig in der Pfarre mit. Er wollte seine Lücke schließen. Quelle und Autor/in leider unbekannt.
Dass es immer wieder solche kleine Gruppen von „Lebens-Steinen“ geben mag, das wünsche ich mir. Und meinen Mitchristinnen und Christen. Und Mutter Kirche.
Nicht auszudenken, wenn aus den Lebens-Steinen echte „Liebes-Steine“ werden!?
Freitag, 30.03.2007
38 – Salz:stein

Ohne Salz kein Leben. Eine Binsenweisheit, die wir nur allzu gern verdrängen. Dass wir Salz in der richtigen Form und Dosis zum Überleben brauchen, merken wir spätestens, wenn es uns fehlt oder wenn wir krank sind. Ohne Salz schmeckt alles fad. Na und?
So einfach ist es nicht. Salz ist eines der kostbarsten Mineralien der Erde. In gelöster Form ein wichtiger Teil unseres Organismus. Ohne Salz bricht der Flüssigkeits- und Energiehaushalt unseres Körpers zusammen. Nichts geht mehr: Bewegung, Stoffwechsel, Muskelarbeit, Denken. Zuwenig und zuviel sind ungesund.
Beim Besuch der letzten Landesausstellung 2006 über Gesundheit in Bruck habe ich die Salzsteine fotografiert. Das „weiße Gold“ wurde dort entsprechend gewürdigt. Wo es Salz gab, blühten Handel und Verkehr, wurden Städte reich. Und die Gewinnung von Salz verbindet sich immer noch mit alter Geschichte, ist doch das Hallstatter Salzbergwerk schon vor mehr als 7000 Jahren in Betrieb gewesen.
Salz verbessert Speisen, gibt ihnen die notwendige Würze. Salz hat große Bedeutung in der Heilkunde. Das wussten auch die alten Ägypter. Ist das Salz ein Wundermittel? Sind Salzsteine Goldklumpen?
Salzsteine und Fasten. Ohne Zeiten der Besinnung auf die wirklich notwendigen Würzmittel in unserem Leben und Glauben wird vieles schal und schmeckt nach … nichts. Fasten verfeinert den Geschmack fürs Leben. Wie Salz. In der richtigen Dosis wirkt Salz wahre Wunder! Salz erhält zudem gesund und vital. Fasten stärkt unsere seelische Gesundheit und fördert Kultur und Kommunikation in unserer Gesellschaft.
Der Raub der „Saliera“ (Salzfass von Cellini) war wochenlang Tagesgespräch. Der Verlust der Kunst des Fastens kümmert sehr viele Menschen überhaupt nicht. Schade. Dabei ist Fasten für jeden Einzelnen mindestens so wertvoll wie die „Saliera“.
Mein Fastenstein ist auch ein Salzstein. Stimmt die Dosis meines „Fastens“?
Samstag, 31.03.2007
39 – Wetz:Stein

Jede/r kennt den Wetzstein. Zumindest von Illustrationen her. Aus Büchern. Bei den Bauern tauchen sie auf, wenn sie mit Sense oder Sichel mähen. Die Mähleute tragen einen Behälter mit sich, in dem der Wetzstein steckt.
Der Wetzstein ist ein flacher Stein (zum Beispiel Kainachtaler Sandstein) zum Schleifen und Schärfen von Werkzeugen, insbesondere von Messern, früher auch von Sensen und Sicheln. Heutzutage besteht er oft aus gepressten Korundteilchen. Meistens ist eine abgestufte Körnung der Teilchen auf Vorder- und Rückseite des Wetzsteins vorhanden (für den Grob- und Feinschliff).
Zum Wetzen wird der Wetzstein üblicherweise angefeuchtet; so dient der Wetzkumpf dem Sensenmäher nicht nur als Aufbewahrungsgefäß für den Wetzstein, sondern enthält auch Wasser, damit der Stein gleich angefeuchtet verwendet werden kann. Der Wetzstein darf nicht mit dem Abziehstein oder Schleifstein verwechselt werden.
Durch den Wetzstein werden die Werkzeuge wieder scharf. Einsatzfähig. Sie schneiden besser. Die Arbeit geht leichter von statten. Da gibt es eine Verknüpfung zum Fasten.
Wer fastet, schärft seine Sinne. Was vorher stumpf und schal schmeckte, kann durch den Einsatz eines „spirituellen Wetzsteins“ plötzlich in einem neuen Licht erscheinen.
Fasten hat vielerlei Formen. Ob Reduzierung und Beschränkung oder bewusste Konzentration, es geht immer um einen Mehrwert unseres Lebens. Durch eine neue Gottesbeziehung, durch den Versuch, Traditionen und Rituale für meine Suche nach Sinn und Wahrheit neu zu schärfen. Und so manch geistlos Alltägliches, das uninspirierte Leben auf niedriger Flamme entfaltet neue Dimensionen in unserem Leben. Sei es ein anderer Umgang mit der Natur, regelmäßige Bewegung mit unserem Körper oder intensive Augenblicke der Stille an einem bestimmten Punkt des Tages. Der Wetzstein hat die stumpfe Kontaktfläche geschärft.
„Der Wetzstein schärft die Messer und bleibt selber stumpf.“ Fasten ist eine Methode, nicht das Ziel. Durch Fasten kann ich mich Gott annähern. Das Wort der Schrift besser deuten. Wetzsteine sind unverzichtbar.
Was könnte der Fasten-Wetzstein in meinem Glauben „schärfen“?
Helmut Loder
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