Sonntag, 25.02.2007
05 - Wüsten:Stein

Die Wüste. Ein Ort der Versuchung. Vor 2000 Jahren wie heute. Nämlich in dieser extremen Landschaft zu leben, zu überleben. Und Steine gibt es hier mehr als genug. Große und kleine. Viele sind an einer Seite spitz. Weil sie vom Wind herausgebrochen wurden aus den Bergen. Faszinierend in ihrer Schönheit! Noch etwas fällt auf: Kein Wüstenstein gleicht dem andern!
Die Wüste ist manchmal ein Ort der Suche. Zum Beispiel beim härtesten Wüstenmarathon der Welt, beim �Marathon des Sables� in Marokko. 256 km in 6 Tagen. Die Strecke muss selbst gefunden werden. Nur das Ziel ist vorgegeben. Überall liegen Wüstensteine herum . Kleine spitze Steine, und dazwischen große Brocken. Die Verletzungsgefahr auf dem langen Weg ins Ziel ist groß. Ständig springen die Läufer hin und her, um den Steinen auszuweichen. Größte Aufmerksamkeit ist notwendig. Mein Bruder Andreas war dabei.
Jesus geht im heutigen Evangelium in die Wüste. Ist er auch losgerannt, ein großes Ziel vor Augen? Ist er auch hin- und hergesprungen, den Steinen ausgewichen? Oder hatte er überhaupt nichts dergleichen im Sinn? Ist das nicht ein Bild für unsere Zeit? Leute laufen in der Wüste über Stock und Stein, um bis an ihre körperliche Leistungsfähigkeit zu gehen? Riskieren, verletzt zu werden? Zusammenzubrechen?
Fastenzeit ist immer auch eine Zeit der Wüste. Und ihrer Besonderheiten wie den Steinen. Auch in unseren Wüsten des Alltags und der angeblichen Normalität liegen Steine im Weg . Wollen übersprungen werden, oder dass man ihnen ausweicht. Und manche sollte man aufheben und mitnehmen, damit sie einen erinnern, dass es immer Steine gibt, denen man ausweichen muss.
Wie sehen meine Versuchungen aus, meine Wüste?
Was macht meinen Fastenstein zum Wüstenstein?
Montag, 26.02.2007
06 - Stolpersteine
Vor unserer Pfarrkirche wurde vor Jahren ein Labyrinth aus lauter Pflastersteinen angelegt. Manche haben gefragt: Was soll dieser Irrweg vor unserem Gotteshaus?
Nun, ein Labyrinth ist natürlich kein Irrweg, sondern ein Weg zum Mittelpunkt. Man kann ihn ohne Probleme nachgehen. Der Bauplan ist ganz einfach: Es gibt einen �Eingang�, und es gibt eine Wegstrecke, die in zahlreichen Schwüngen und Umkehrungen verläuft, und es gibt ein �Ziel�, das in der Mitte liegt. Es gibt nur den einen Weg. Man kann sich nicht verlaufen.
Zuerst glaubt man, schon bald am Ziel zu sein, doch immer wieder wird man von der Mitte weggeführt. Man gerät an den Rand, wird auf �Umwege� geleitet. Es ist wie im richtigen Leben: Wir gehen verschlungene Wege, verlieren unser Ziel aus den Augen und plötzlich hat man es doch geschafft: Der Weg ist zu Ende, die Mitte erreicht. Die Weisheit des Labyrinths besteht gerade darin, zu erkennen, dass es einen Sinn macht, Umwege zu gehen, ob sie Krise oder Rückschlag oder Zweifel heißen.
Wer in die Pfarrkirche eintritt, um gemeinsam mit anderen Mitchristen zu feiern, zu beten, sollte durch dieses Labyrinth gehen müssen, um sich zu vergewissern: Ich komme, um zur Mitte unseres Glaubens zu gehen, zu Jesus Christus, zur Auferstehung in die Liebe Gottes hinein. Gerade in der Fastenzeit wünsche ich mir eine solche verpflichtende �Fastenübung� stärker denn je.
Manchmal liegen auf dem Weg des Lebens-Labyrinths Stolpersteine herum , die ich erst aus dem Weg räumen muss, um weiter zu kommen. Sie haben viele bekannte und auch seltsame Namen, wie Trägheit, Neid, Ungeduld, Maßlosigkeit, Zynismus, Hass, Zorn �
So manche sind richtige Schwergewichte, andere eher scharf und schwer anzupacken. Stolpersteine auf dem Weg zur Mitte sind sie allemal.
Ein letzter Nachschlag: Ist es nicht so, dass wir öfter stolpern und fallen, weil wir einen Stein einfach übersehen haben? Eine Fastentugend lautet dann aber auch: Aufhelfen, zurückgehen und umkehren, von neuem anfangen, begleiten und mitgehen, das lässt so manche Stolpersteine in kürzester Zeit verschwinden.
Wie heißen meine persönlichen Stolpersteine?
Ich schreibe einen davon auf meinen Fastenstein.
Dienstag, 27.02.2007
07 � Stein-Skulptur

Dieser Stein ist eine Entdeckung wert. Ein auffälliger Stein. Genauer, eine Skulptur. Von der Form her eine flache Scheibe wie ein Rad. In deutlich erkennbaren Segmenten sind reliefartig Zeichen gemeißelt: Das Auge, die Sonne, eine Weltkugel, eine (Mond)Scheibe mit Licht. Und in der Mitte des Rades eine kleine Öffnung.
Am 1.9.2005 � am Tag der Schöpfungsverantwortung � wurde neben der Schlosskirche St. Martin bei Graz dieses �Rad der Zeit� aufgestellt. Die Steinskulptur aus Sölker Marmor mit dem Durchmesser von 1,8 Meter und einem Gewicht von über 2,4 Tonnen wurde im Rahmen des Kunstprojekts �INTINAHUI � Im Auge der Sonne� vom Künstler Luis Viracocha aus Ecuador und den beiden Steirern Walter Ackerl und Klaus Schrefler geschaffen.
Es ist ein prägnantes Wegzeichen, der Stein mit der Öffnung, das Rad der Zeit. Viele Menschen gehen daran vorbei, wenn Sie am Stadtrand von Graz spazieren gehen oder ihre Laufrunden drehen. Die Skulptur wurde so aufgestellt, dass zum astronomischen Frühlings- und Herbstbeginn, den Terminen der Tag- und Nachtgleiche, die Strahlen der auf- und untergehenden Sonne genau durch die Öffnung in der Mitte des Rades gehen, in der Achse nach Ecuador.
Dem Auge der Sonne zugewandt, so will der Stein immer wieder �Licht-Fenster� auftun. Neue Perspektiven ergeben sich beim ungewohnten Blick durch die kleine Öffnung in der Mitte des Rades. Die Zeit spielt eine entscheidende Rolle. Die Sonne geht auf und versinkt nach einem langen Tag hinter den Hügeln.
Wie schnell dreht sich das Rad der Zeit � in meinem Leben? Nehme ich die Sonne, die Schöpfung noch wahr? Manchmal möchten wir die Zeit anhalten, festhalten, uns auf die Mitte konzentrieren, um den �Durchblick� zu bekommen! Uns zu öffnen für die Weite der Welt. Ein großer Fastenstein. Mit einer Öffnung für die Strahlen der Sonne �
Welche Rolle spielt die Zeit in meinem Leben?
Ich schreibe SONNE auf meinen Fastenstein.
Mittwoch, 28.02.2007
08 - Gedenk:Stein

Ein Ort des Gedenkens und der Erinnerung. Ein Mahnmal mit Gedenkstein . Hinweis auf das schreckliche Schicksal ermordeter Zwangsarbeiter und Häftlinge in den letzten Monaten der NS-Herrschaft. Gedenksteine gibt es viele in unserem Land. So auch hier in Rechnitz im Südburgenland.
In der stillen, flachen Landschaft von Rechnitz wird das Gedenken an das Massaker beim �Kreuzstadl� durch einen Stein mit Bibelzitaten konkret, sichtbar, angreifbar. Ende 1945 erschoss eine Gruppe betrunkener Nazis 180 ungarisch-jüdische Häftlinge. Das Massengrab wurde bis heute nicht ausgeforscht. Das Schweigen der Mitwisser ist ungebrochen. Nur ein großer heller Steinwürfel steht für das Nichtvergessenwollen.
Durch Steine kamen viele Menschen in den Kriegen dieser Erde ums Leben. Auch die berüchtigte Todesstiege im KZ Mauthausen ist nur ein Beispiel für die Unmenschlichkeit. Mit Hilfe von Gedenksteinen, ob in Rechnitz oder an vielen anderen Orten unserer Heimat, in ganz Europa, halten wir fest: Wir vergessen das Leiden der Ermordeten nicht! Wir erinnern uns, stellen Gedenksteine auf. Sie ermahnen uns zu Aufmerksamkeit und Wachheit allen Bemühungen gegenüber, das Leben und die Mitmenschen gering zu achten.
Im berühmten Fastentext des Propheten Jesaja heißt es: Das ist ein Fasten, wie ich es liebe, die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, die Versklavten freizulassen, ... Ich möchte hinzufügen: Und sich um jene zu kümmern, die bedroht werden an Leib und Seele, derer zu gedenken, die ihr Leben schon verloren haben, und sich ihrer stets zu erinnern ...!
Wo finde ich in meiner Umgebung Gedenksteine und für wen?
Welches Bibelwort schlage ich für meinen Fasten-Gedenkstein vor?
Donnerstag, 01.03.2007
09 - Basalt:Stein

Deutlich erkennbar, ein Tor. Am Beginn eines Kreuzwegs. Der Weg in den Tod. Künstlerisch umgesetzt in der Pfarre Edelsbach in der Steiermark. Erste Station: 3 Steine, Basaltstein. Zusammengefügt zu einem steinernen Tor. Von Johann Paier aus Fladnitz.
Hinter der Kirche zieht sich ein 2 km langer zeitgemäßer Kreuzweg den Hügel hinauf und ein Stück in den Wald hinein. Es war der alte Kirchweg. Zwölf regionale KünstlerInnen übernahmen die Gestaltung. Eine spannende Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst und deren Interpretation des Kreuzweges erwartet die Besucher.
Tor. Eingang. Eintritt, Übergang. Losziehen bis zum bitteren tödlichen Ende. Das Durchschreiten durch das Tor versinnbildlicht die Verurteilung zum Tode hin, den Übergang vom Leben zum Tod. Zugleich weist das Tor auf die freudige Erwartung am Ende des Weges hin. In der archaischen Form eines Triumphbogens verheißt bereits die erste Station den Sieg Jesu über das Kreuz.
An der linken Steinsäule ist innen ein Schriftzug eingraviert. Er macht das Thema aktuell. Menschen werden zum Tode verurteilt. Auch heute noch. Jetzt. In vielen Ländern der Erde. Die Internetadresse eines zum Tode Verurteilten ist zu lesen. In der Zwischenzeit ist er im Todestrakt des San-Quentin-Gefängnisses in Kalifornien verstorben.
Fastenzeit. Täglich werden Urteile gefällt. Der Stab wird über Menschen gebrochen. Wie gehen wir mit dem Tod um? Haben wir das Recht, Menschen zu töten? Macht zu haben über Schuld, Leben und Tod? Wir sind alle verurteilt. Zu sterben.
Das sollten wir bedenken, beim Kreuzweg mit einem steinernen Tor.
Was bedeutet ein Tor aus Steinen für mich?
Auf meinen Fastenstein zeichne ich ein Kreuz.
Freitag, 02.03.2007
10 - Mond:Stein

Blau, schimmernd, rund, verführerisch schön. Was ist das? Ein Stein. Zwar nicht vom Mond, aber er heißt so. Ein zauberhaftes Lichtspiel charakterisiert den Mondstein. Seinen Namen verdankt er dem geheimnisvollen Schimmern, das beim Bewegen des Steines immer wieder anders erscheint und in der Fachsprache �Adulareszenz� heißt. Früher glaubte man darin die zu- und abnehmenden Phasen des Mondes zu erkennen.
Mondsteine wie oben aus Sri Lanka, dem klassischen Herkunftsland des Mondsteins, schimmern zart bläulich auf fast transparentem Grund. Die dezenten Farben in Verbindung mit dem feinen Schimmer machen den Mondstein zu einem idealen Edelstein für Schmuck mit sinnlich-femininer Ausstrahlung.
Viel Mystisches umgibt diesen Edelstein. In manchen Kulturen, wie zum Beispiel in Indien, gilt er als ein heiliger, ein magischer Edelstein. In Indien gelten Mondsteine auch als �Traumsteine�, die in der Nacht schöne Traumbilder bringen. In arabischen Ländern tragen Frauen oft Mondsteine versteckt in ihre Kleidung eingenäht, denn dort gilt dieser Edelstein als Symbol für Fruchtbarkeit.
Der Mondstein symbolisiert das Ganzheitliche des Menschen. Mit seinem weichen Schimmer stärkt er seine emotionalen und traumhaften Seiten. Die damit verbundenen Assoziationen machen ihn zu einem �Stein der Liebenden�, der zärtliche Gefühle hervorrufen und echtes Liebesglück bewahren soll. Es heißt auch, das Tragen eines Mondsteins stärke das Einfühlungsvermögen.
Der zauberhafte Edelstein als Traumstein. Vom Fasten träumen. Das tun viele. Und wollen abnehmen wie der Mond. Andere träumen beim Fasten vom Glück und von der Liebe. Die Mondsteine erinnern uns an das Ganzheitliche. Rundum glücklich sein. Zufrieden sein mit seinem Körper, mit seiner Seele. Sich geliebt wissen und selber lieben. Ist das nicht ein Grundauftrag dieser Tage?
Wovon träume ich?
Mein Fastenstein ist vielleicht auch ein Traumstein...
Samstag, 03.03.2007
11 - Tauf:Stein

Schwer und fest liegt der große Stein mitten unter den kleinen. Es ist der Taufstein der Pfarre Salvator in Graz. Schweigend ist er in die schmale Nische der kleinen intimen Meditationskapelle gebettet. An der Wand hinter ihm eine große Kerze, vor dem Stein ein Blumenstock. Von oben fällt Licht durch eine kreisrunde Kuppel im Dach. Der Taufstein der Pfarre Salvator.
Taufsteine sind sakrale Gegenstände, die der Taufe von Kindern oder Erwachsenen dienen. Das Material ist unterschiedlich. Es gibt aus Marmor oder Sandstein gehauene Formen, Kelche zum Beispiel. Häufig sind sie achteckig in Anspielung an die �neue Schöpfung" und die Beschneidung, die nach der Überlieferung am achten Tag erfolgte.
Einige symbolisieren dreieckig die Trinität von Vater, Sohn und heiligem Geist. Taufsteine finden wir häufig in der Nähe des Eingangs der Kirchen, um die Gläubigen beim Eintreten an ihre Taufe zu erinnern. Die Menge des Wassers ist normalerweise gering. Einige Taufsteine werden mittels Wasserpumpen oder natürlicher Quellen versorgt. Manchmal wird mit Hilfe der Schwerkraft das Wasser in Bewegung versetzt, so dass es das Wasser eines Stromes nachahmt. Dieses sicht- und hörbare Bild verdeutlicht den Aspekt der Taufe als �lebendiges Wasser�.
Wer im Internet nach Taufsteinen sucht, wird reich belohnt. Viele Pfarren stellen ihre Taufsteine gerne vor. Stolz verweisen sie auf die kunstvolle Gestaltung, die Zeichen und Bildsprache.
Der Taufstein ist ein Stein des Lebens. Die Täuflinge werden dort mit Wasser benetzt. Auf dem Taufstein in Salvator sieht man deutlich die Spuren des Wassers, das Rinnsal der früheren Taufen. Taufe hinterlässt Spuren. Für ein Leben in Gemeinschaft mit Christus. Hineinwachsen und hineingenommen werden in den Kreis der Getauften, der Jesusnachfolger.
Taufsteine sind lebendige Zeichen. Aus Stein und Wasser. Das kann so vieles bewirken.
Auch bei mir?
Was bedeutet für mich TAUFE?
Ich könnte meinen Fastenstein bei einem Taufstein untertauchen.
Helmut Loder
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