HELMUT LODER'S Adventkalender
Stallgeruch |
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 | 22 | 23 | 24 |


1
Stallgeruch
Bethlehem und seine Folgen

Stallgeruch. Er liegt schwer in der Luft. Nicht angenehm, süßlich oder leicht verdaulich. Kein betörend guter Duft. Ein starker, derber Geruch. Stallgeruch eben. Ausdünstung, Tiergeruch.

Stallgeruch. Es ist schon erstaunlich, dass es uns Christen immer wieder gut gelungen ist, uns daran vorbeizuschwindeln. Im Stall fängt das größte Wunder an! Gott kommt in einem Kind zur Welt, in einem Stall! Jahrhunderte hindurch wurde diese Tatsache geglättet und romantisiert. Der Weichzeichner spielte Regie. Herausgekommen ist die Idylle. Ein Stall, der keiner mehr ist.

Stallgeruch. Dabei ist der Stall vor der Stadt ein Bild für die Armut Gottes, der keinen Palast braucht und keinen roten Teppich. Ein Ort zweiter Klasse. Darauf hat sich Gott eingelassen? Ja, Gott ist längst kein parfümierter Lieber-Gott mehr, sondern einer, der sich hineinlegen lässt in den dumpfen Modergeruch nicht mehr ganz frischen Strohs, der sich nicht scheut vor dem stickigen Geruch schlecht gelüfteter Räume.

Stallgeruch. Und heute? Aus dem Mief des Stalles ist ein fast himmlischer Duft geworden. Da klingt es dann nicht mehr nach Elendsquartier, nach Ablehnung, Ungeziefer und Körpergeruch, sondern zu oft allein nach vielstimmigem Gloria.

Stallgeruch. Eine Herausforderung, ein Anstoß, vielleicht sogar Neubeginn. Weihnachten hat mit Stallgeruch zu tun. Aber scheinbar sind wir zu verschnupft, um ihn noch wahrzunehmen!