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Vorbemerkung
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Ein Fastenprojekt von Helmut Loder

36 GLAUBENS_WEG

Wie mein Leben, ist auch mein Glaube(n) ein Prozess, ein Vorgang, gleichsam ein Weg. Ein GLAUBENS_WEG. Glaube ist schließlich weder ein Besitz noch ein Zustand. Besonders deutlich wird das an der Gestalt des Abraham, den Juden, Christen und Muslime den „Vater des Glaubens“ nennen. Gott spricht ihn an: „Verlass dein Haus und deinen Besitz, mach dich auf den Weg, vertrau dich meiner Führung an, folge meiner Weisung, verlasse dich auf meine Verheißung.“ (Gen 12).

Glauben ist in erster Linie nicht eine Zustimmung zu bestimmten Glaubens-Sätzen oder Glaubens-Wahrheiten, sondern ein radikales „Sich Verlassen auf Gott“. Wer glaubt, der zittert nicht, hat keine Angst. Ein solches „Sich Verlassen-Können“ bedeutet schließlich auch von etwas Abschied nehmen, etwas zurücklassen, was kostbar war, selten und wertvoll und … sich von neuem auf den Weg zu machen.

Selbst gebaute Sicherheiten, selbst zurecht gelegte Lebenskonzepte, das „Haben“ und „Sein“ und das „Festhalten“ stehen dem Anspruch des Glaubens, dem Aufbruch, der solche „Schritte ins Ungewisse“ einschließt, entgegen. Glauben heißt nicht Sitzenbleiben, Erstarrung, vielmehr Be-WEGung und Offenheit.

Zu jedem GLAUBENS_WEG gehören Weg-Gefährten. Menschen, die mit mir, mit uns gehen. Den gemeinsamen Weg erleben und ihn mit uns „teilen“, Anstrengungen, Mühen und Umwege erfahren, die uns „tragen“, wenn wir müde und mutlos sind. Die sich aber auch mit uns freuen, wenn der Weg voller Schönheit und Glück ist.

GLAUBENS_WEGe sind spannende Wege. Und manchmal geht ein Heiliger mit. Nicht nur die bekannten und anerkannten, auch solche, die unbeachtet aber mit großem Engagement und Durchsetzungsvermögen ihren Weg gegangen sind. Oder noch gehen.

Vor einiger Zeit fiel mir eine kurze Notiz in die Hände über Louise de Marillac. Nicht bekannt? Sie war nie ein Star und gründete doch die größte religiöse Frauengenossenschaft, die sich in den Dienst der Armen und Kranken stellte, die Vinzentinerinnen. Als Schutzpatronin aller SozialarbeiterInnen wird sie bezeichnet. Mitten im Paris des 17. Jahrhunderts fängt sie an, die „Genossenschaft der Töchter der christlichen Liebe“ aufzubauen. Ungewöhnlich für die damalige Zeit: ihre Gemeinschaft hatte keine Klausur und kein Kloster. Sie sollten an keinen Ort gebunden sein, damit sie durch die Straßen der Städte, über die Landstraßen in die Dörfer ziehen konnten, um Notleidende aufzusuchen und ihnen zu helfen.

Glaube als soziales Handeln. Unterwegs im Namen des Herrn. Auf seinen Spuren den GLAUBENS_WEG der Liebe gehen. Sich nicht zufrieden geben mit den Umständen, sondern mit Füßen und Händen die Frohe Botschaft verkünden. Leben als WEG im Glauben an die Liebe Gottes.

 

37 TOUREN_WEG

Über 30 Mal sei er heuer schon Touren gegangen, erzählte uns ein guter Freund im spätabendlichen Gespräch. Unmerklich veränderte sich seine Stimme, er geriet ins Schwärmen und seine Augen begannen zu leuchten. Mit hörbarer Begeisterung schilderte er die Vorbereitungen, den Anstieg und das Gipfelerlebnis.

TOUREN_WEGe sind – nicht nur für ihn – besondere Wege. Abseits der überlaufenen Pisten und Strecken ziehen in unserem Land viele Menschen langsam und mit viel Gelassenheit ihre Spuren in den frisch gefallenen Schnee und freuen sich über den sonnigen Samstagmorgen.

Manchmal muss ich allein gehen, sagt er. Dann bin ich ganz still. Und ganz bei mir. Ich genieße die Landschaft und bin weit offen für die Wunder des Waldes, die Kraft der Sonne, oder die Schönheit der Berge. Stille erfüllt mich. An anderen Tagen brauche ich Gemeinschaft. Dann rufe ich meine besten Freunde an und wir vereinbaren Treffpunkt, Zeit und Dauer. Und dann lachen wir uns müde und glücklich.

Tourengeher und Schifahrer „spuren“ im Schnee. Meist geht einer voran, zieht seine Spur, bahnt mit seinen Schiern der Gruppe den Weg durch den Neuschnee. „Spuren“ bedeutet ins Offene hineingehen, Neues erschließen, Altes zurücklassen.
„Spuren“: Ein Bild für den Weg eines Kindes. Am Beginn will alles erobert und entdeckt werden, das erste Tasten und Begreifen, die ersten Schritte. Aber auch die ersten Grenzen, der erste Zorn und die Schmerzen. Wenn du nicht spurst, heißt es später, drohend, wenn du nicht aufhörst …! Dabei geht es gerade ums Spuren, eine neue Richtung einschlagen, einen neuen Weg be-gehen. Jedes Mal ist es ein Weg ins Offene.

Unser Freund sagte zum Schluss: Es ist einfach immer atemberaubend zu erleben, wie schön es ist, nach einigen Stunden ganz oben anzukommen. Der Himmel ist nahe. Und trotzdem noch immer unendlich weit weg. Freiheit nennen wir diese Empfindung. Da kommt Demut und Dankbarkeit auf. Eine Spur der Größe Gottes. „Er führt mich (und dich) hinaus ins Weite“ heißt es im Psalm. Da ist eine Weite in Seiner Verheißung, in Seinem Weg. Da kommt man richtig auf Touren ...

 

38 NEUER_WEG

Der NEUE WEG. So nannte man das Christentum am Anfang seiner Geschichte. Es war ein total NEUER WEG . Ein Leben auf den Spuren des gekreuzigten Rabbi Jeschua. Von dem sie bezeugten, dass er auferstanden ist. Für den sie ihr Leben einsetzten. In ihrer Welt. Bewegt vom NEUEN WEG .

Sie waren unterwegs. Umtriebig und mit einer anderen lebendigen Perspektive. Sie gingen neue Wege. Im Namen der Liebe. Gegen jede Vernunft. Im Bewusstsein der neuen Hoffnung. Der Horizont war größer geworden.

NEUER WEG. Neues Leben. Das Leben neu sehen. Was könnten wir Stimmigeres tun in diesen Tagen als die Wege zu Gott neu zu entdecken, für uns zu erschließen? Nachzusinnen, ob sie noch dieser NEUEN WEGe von damals sind?

Im Fastenhirtenbrief 2006 von Erzbischof Dr. Alois Kothgasser wird der Brief an Diognet zitiert, der die Situation der Christen in der Welt beschreibt: „Die Christen sind Menschen wie die übrigen. Sie unterscheiden sich von den anderen nicht nach Land, Sprache oder Gebräuchen. Sie bewohnen keine eigene Stadt, sprechen keine eigene Mundart und ihre Lebensweise hat nichts Ungewöhnliches. ..Wie sie jedoch zu ihrem Leben als solchem stehen und es gestalten, darin zeigen sie eine erstaunliche und wie alle zugeben, unglaubliche Besonderheit.“

Sie gehen NEUE WEGe. Jede Fremde ist ihnen Heimat und jede Heimat bleibt Fremde. Sie verstoßen nicht die Frucht ihres Leibes. Christen gehen ihre(r) Wege. Bischof Kothgasser fragt: Leben Christen (heute) anders? Gehen sie neue Wege im Alltag, bei Konflikten, im Umgang mit der Schöpfung oder bei Problemen mit Gewalt, Ausbeutung, Krankheit oder Tod?

Der heilige Franz von Assisi hat einmal gesagt: „Man muss auf die Menschen zugehen. Die Welt der Menschen ist ein gewaltiges Schlachtfeld, wo es um Reichtum und Macht geht. Wir müssen mitten unter ihnen sein, als befriedete Zeugen des allmächtigen Gottes, der sie durch uns spüren lässt, dass sie von Ihm geliebt und in Jesus Christus erlöst sind.“

Der NEUE WEG. Diese Bezeichnung ist unser Programm. Auf die Menschen zugehen und mit ihnen gehen. Ohne Krampf und Neid, in Liebe und Wertschätzung. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.

 

39 VERSÖHNUNGS_WEG

Ein Weg darf bei unserem Nachdenken über die unterschiedlichen Wege zu Gott natürlich nicht fehlen. Der Weg der Versöhnung. Viele Angebote werden in unseren Pfarren offeriert. Für alle Gruppen. Aber mit Jugendlichen Versöhnung feiern ist Schwerstarbeit. Das erfahren besonders schmerzlich Religionslehrerinnen und -lehrer und Pfarrer.

In den Tagen der Umkehr gibt es viele Einladungen zur Einkehr. Bei sich selbst und vor Gott. Vor wenigen Tagen erhielt ich ein Fasten-SMS aus Oberösterreich, das mir beim Nachdenken über VERSÖHNUNGS_WEGe wieder eingefallen ist: „Es gibt Worte, die wir uns nicht selber sagen können. Manches müssen uns andere verzeihen. Manches muss Gott uns vergeben. Bitten Sie darum.“ Kurz und bündig. Worte der Vergebung. Wir können sie uns nicht einfach selber sagen. Wir können uns nicht selbst entschuld(ig)en. Dabei tun wir es so gern, so leichtfertig und so oft!

VERSÖHNUNGS_WEGe sind versteckte, selten begangene Wege der Fastenzeit. Zumindest bekommt man diesen Eindruck, wenn man in der Pfarre nach Formen der Versöhnung und der Vergebung sucht. Umkehr und Versöhnung sind bildlich verstanden Wege. Mit einem Start und einem klaren Ziel. Da ist kein Platz für schamlose Selbstentblößung bis hin zur Selbstentblödung in einer TV-Show. Vor Gott können wir unser Innerstes öffnen ohne Sorge, dass er etwas missversteht. Wir dürfen schwach sein. Darum machen wir uns auf den Weg.
Fasten ist immer ein wenig ein Hinkehr-Weg. Versöhnung als Hinkehr zu Gott und zum Menschen. Zuwenden. Hinwenden. Verschwenderisch umgehen mit der Liebe. Dem anderen, dem Nächsten zusagen, dass Gott ihn liebt. Auch wenn er Schuld auf sich geladen hat.

VERSÖHNUNGS_WEGe sind nicht selten Wasserwege. Abwaschen, sich reinigen vom Mief der kleinen Schwächen und Fehler, vom Schmutz des Versagens. Belastungen, Verstörungen und vieles mehr werden weggeschwemmt. Wir stehen nicht mit hohen Gummistiefeln im Hochwasser unserer Unzulänglichkeiten, aber wir holen uns immer wieder nasse Füße.

Ich glaube, dass es einen Sinn hat, sich die Worte der Vergebung sagen zu lassen. VERSÖHNUNGS_WEGE sind biblisch unterfüttert: „Herr, denn du bist gütig. Gut und gerecht ist der Herr, darum weist er die Irrenden auf den rechten Weg, die Demütigen leitet er nach seinem Recht, den Gebeugten lehrt er seinen Weg.“ Psalm 25.

Fasten ist stets von neuem der Weg des ausgestreckten Fingers, der auf andere zeigt, zur eigenen Brust, Richtung Herz. Die Liebe ist ein sicherer Wegweiser auf dem Hinkehr-Weg zu Gott …

 

40 KÖNIGS_WEG

Aufbruch liegt in der Luft. Jesus zieht in die heilige Stadt. Er geht einen ungewöhnlichen Weg. Er kommt als König. Auf dem Esel. Ein richtiger KÖNIGS_WEG? Ein Eselsweg? Wie auch immer, die Menschen jubeln. Sie haben Lust auf einen Retter. Sie haben Sehnsucht nach Hoffnung. Dass einer kommen wird mit einer Botschaft des Friedens. Mit einem Zauber in seinen Worten, einer Freude in seinen Sätzen, … Welchen Weg wird er heute mit ihnen gehen?

Am Palmsonntag gehen viele Menschen mit ihren Palmbuschen zur Kirche. Zur Gemeindefeier. Und hören dort vom Weg Jesu in die Stadt, vom Einzug bis zum Tod am Kreuzesgalgen. Sie feiern einen, der ihnen mit seiner Botschaft vom liebenden Vater Wege in die Zukunft zeigt, der sie aufrichtet und Hoffnung versprüht. Wahrscheinlich haben sie gespürt, mit ihm kommen sie endlich … auf einen grünen Zweig.

Der KÖNIGS_WEG ist ein Freudenweg. Salut für den König! Die grünen Palmwedel sind Zeichen für ungebrochene Hoffnung auf Leben. Er hat versprochen, das Leben zu bringen. Er hat es eingelöst. Jetzt sind sie begeistert. Die, die es erlebt haben, und angesteckt wurden vom Sog und Rausch einer Begegnung auf dem KÖNIGS_WEG dieses ruhelos wandernden Jesus aus Nazaret.

Menschen gehen auf die Straße. Gehen ihm entgegen, gehen mit ihm, gehen in seinem Schatten, folgen ihm. Auch heute gehen Menschen auf die Straße. Demonstrieren für Gerechtigkeit und Frieden. Fürs Leben. Und manchmal werden sie aufgehalten, behindert, bedroht und beschossen. Ist das der KÖNIGS_WEG, der die Probleme löst? Kommen da die grünen Zweige nicht unter die Räder der Panzer und Wasserwerfer?

Jesus kommt, als hätte er nichts zu verlieren. Als könnte man den Menschen so einfach trauen. Sie sind begeistert. Aber bei vielen ist der grüne Zweig nicht im Herzen verwurzelt. Sie haben sie Jesus vor die Füße geworfen. Auf den Weg gelegt. Dort können sie keine Wurzeln schlagen. Wenn wir heute die Palmbuschen nach der Feier mit nach Hause nehmen und zum Kreuz hängen, sind sie die Wegweiser für einen KÖNIGS_WEG der Liebe, die sich in Jesus ausliefert und hingibt. Nur mit ihm kommen wir auf den grünen Zweig, der zu Ostern erblühen wird!

Gehen wir den KÖNIGS_WEG mit ihm, bleiben wir mit unseren Palmbuschen nicht am Wegrand stehen, sondern begleiten wir ihn auf seinem letzten Weg in ein neues Leben. Jesus zieht in die Stadt hinein. Auf seinem KÖNIGS_WEG zu Gott.

 

41 INNEN_WEG

Ein verrückter Weg. Nach innen gehen. Wo ist „innen“ überhaupt? Was kann man dort finden? Vielleicht ein wenig Stille, oder eine Ahnung vom Wesentlichen unserer Existenz? Was ist das Geheimnis von Innen?

INNEN_WEG . Sein seelisches Innenleben kennen lernen. Oder zumindest einmal wahrnehmen. Sich selber entdecken, spüren. Sagen können, das bin ich und das kann ich … oder auch nicht. Eine Forschungsreise unternehmen. Wir reisen in fremde Länder, essen, trinken und kaufen, aber nach …innen?

Von Doris Mühringer gibt es ein wunderschönes Gedicht: „Reisen wir / Aber wohin / frage ich / Heimwärts // Aber wo ist das / frage ich // Innen / sagt die Stimme“ (Doris Mühringer, in: Reisen wir, Ausgewählte Gedichte)

Der Journalist Günter Ziesel berichtet in einer seiner Kolumnen von einer Frau, die an Krebs erkrankt war. Die Hoffnung, geheilt zu werden, war gering. Sie erfuhr von einer Klinik, in der Krebspatienten nach der Ganzheitsmethode behandelt werden. Nicht nur das „Außen“, auch das „Innen“. Mit Schul- und Alternativmedizin gemeinsam wird versucht, den Menschen in seiner Gesamtheit, physisch und psychisch, also Körper und Seele zu erfassen, nicht bloß den Tumor zu bekämpfen. Nach einer Chemotherapie wurde die Frau für sieben Tage von der Umwelt isoliert.

In dieser Phase des absoluten Alleinseins habe sich ihr Leben völlig verändert, sagte sie. Ein nie gekanntes Gefühl der Zufriedenheit, ja des Glücks habe sie zu empfinden begonnen. Langsam habe sie den Weg in ihr Inneres gefunden. Es habe sich ihr eine andere, neue Welt geöffnet. Sie wolle das nicht unbedingt in einem religiösen Sinn verstanden wissen, aber sie habe erkannt, dass der Schlüssel zur Bewältigung der schweren Krise, in die sie durch ihre Krankheit geraten war, nur in ihr selbst liege. Vorher habe sie von anderen Menschen psychische Hilfe erwartet, von ihrem Freund, von der Familie, von Ärzten. Jetzt aber habe sie selbst das Tor aus dem seelischen Dunkel und der Verzweiflung ins Licht und zur Hoffnung, und damit zu neuer Kraft, geöffnet.

„Mein Leben hat sich ver-rückt“, sagt sie und legt die Betonung auf jede einzelne Silbe dieses Wortes. Alles sei auf einmal ganz anders gewesen, eben ver-rückt, und sie habe fest an ihre Heilung geglaubt. Gemeinsam mit den Ärzten, die sie in dieser Klinik behandelten, gelang es ihr, die Krankheit zu besiegen.

Ziesel schreibt zum Schluss: „Die Erzählung dieser Frau hat mich sehr berührt, zeigt sie uns doch, dass sich uns ganz neue Dimensionen eröffnen, wenn wir die Reise in unser Inneres antreten. Ich glaube, es ist der Weg, an dessen Ziel wir unsere Seele entdecken. Es fällt uns schwer, Seele mit Worten zu definieren. Doch im Erkennen, dass sie die Mitte unseres Wesens ist, erfahren wir die Gegenwart Gottes in uns selbst.“

Wer sich auf den Weg nach Innen macht, wird reich beschenkt. Mit der Begegnung der Gegenwart Gottes. Er lebt in uns und ist die Mitte meines Lebens. Ein ver-rückter Weg, der INNEN_WEG.

 

42 HOLZ_WEG

Ein beziehungsvolles Stichwort: HOLZ_WEG. Auf dem HOLZ_WEG sein. Sich in etwas verrannt haben. Nicht mehr wissen, wie es weitergeht. Möchtest du gern auf dem HOLZ_WEG sein?

Vor zweitausend Jahren war einer auf dem HOLZ_WEG. Auf seinem letzten Weg mit einem Balken aus Holz. Es war gar kein HOLZ_WEG im herkömmlichen Sinn. Es war sein Todesweg mit Holz. Ich kenne zwei Beispiele, in denen das Holz des Kreuzes bei Meditationen eine große Rolle spielt: Josef Dirnbeck hat einen geschrieben unter dem Titel: Hände am Holz. Und das untenstehende Beispiel stammt von Karin E. Leiter, einer engagierten Frau und Schriftstellerin, die immer wieder versucht, Theologie fürs Herz zu schreiben.

Ein Ausschnitt aus einem Kreuzweg im Internet (Kreuzweg Der Baum) aus dem Buch: Tanzendes Kreuz, Tyrolia-Verlag.

II. Der Kreuzweg beginnt

Ich werde Ihm auf die Schultern geworfen.
Er schwankt unter meiner Last.
Sein zerfetzter Rücken drückt sich in mein zerfetztes Holz.
Sein Blut sickert in meine Wunden.
Er umfasst meine rohen Kanten und trägt mich mit letzter Kraft.
Ich bin schwer. Aber ich bin Ihm aufgeladen und Er trägt mich schweigend. Seine Hände sind weich und halten mich doch fest.
Ich fühle ihre Wärme und eine seltsame Kraft steigt in mir auf.
Unser Weg wird immer steiler und steiniger.
Seine wunden Füße tasten sich langsam voran.
Auf den Kieseln bleiben Tropfen von Schweiß und Blut zurück.
Immer tiefer knickt Er unter mir ein.
Alles um uns verschwimmt.
Nur das Stück Weg ist da -
bis in den kleinsten Stein deutlich sichtbar.
Die Augen zum Himmel zu erheben,
dazu hat Er nicht mehr die Kraft.
Ich drücke ihn nieder. Aber Er lässt mich nicht los.
Trotz allem nicht.

Ana Schoretits, eine burgenländische Literatin schreibt in ihrem Text „Zwei Balken“
„Zwei Balken // Den Weg der Menschheit / begleitet der Schatten des Kreuzes. / vorgezeichnet ist er oder in Freiheit gewählt / unaufdringlich / doch deutlich später / von Zeit zu Zeit / – zwei Balken weisend / zum Horizont und Firmament / als wollte einer versöhnen / Himmel und Erde ….“ (in: Handgemenge, von Ana Schoretits. Texte zum Sterben und Tod)

Der HOLZ_WEG des von Jesus von Nazaret. Ein Weg der gebundenen Hände. Hilflos, schuldlos. Der Weg, der alles umkehrt. Der aber nicht sinnlos ist! Er muss gegangen werden. Sagt Jesus. Er ist ihn gegangen, diesen schweren Weg im Glauben.

Gibt es auch für dich einen persönlichen HOLZ_WEG im Alltag, einen Holzbalkenweg?

 

2006

36 GLAUBENS_WEG
37 TOUREN_WEG
38 NEUER_WEG
39 VERSÖHNUNGS_WEG
40 KÖNIGS_WEG
41 INNEN_WEG
42 HOLZ_WEG