Zurück zur Hauptseite von Helmut Loder’s Fastenimpulsen
Vorbemerkung
1. Woche
2. Woche
3. Woche
4. Woche
5. Woche
6. Woche
7. Woche

Ein Fastenprojekt von Helmut Loder

29 FRAUEN_WEG

Frauenwege. Wege der Frauen. Wege für Frauen? Wegen der Frauen? Abseits schwächlich-dünner Wortspiele gibt es sie tatsächlich. Endlich. Nicht immer und überall, aber immer öfter . FRAUEN_WEGe.

In mehreren Erscheinungsformen und Gestalten. Einmal als Buch: “Ulmer Frauenwege im 20. Jahrhundert.“ Die Lebenswege von Frauen in unserer Zeit. Schicksale, Erfahrungen, Bekenntnisse. Berichte aus der Mut-Ecke unserer Gesellschaft. In der viele Frauen noch immer nicht ihren Platz gefunden und ihren Weg gehen können. Manche stimmen nachdenklich, andere lassen das Herz höher schlagen.

FRAUEN_WEGe , so hieß 2003 ein interessantes Projekt im Rahmen der Initiative WOMENT in Graz. Auf den Spuren religiös bewegter Frauen. Ein engagiertes ehrgeiziges Programm. 3 Rundwege, die sich weitgehend auf die Innenstadt konzentrierten, wurden ausgewiesen und konnten mit fachlicher Unterstützung von Begleiterinnen begangen werden. Es waren echte FRAUEN_WEGe . Ganz und gar.

Was bewegt Frauen, ihre eigenen Wege zu suchen? Was müssen sie überwinden an Ignoranz und Dummheit, an offensichtlicher männlicher Arroganz und fehlender Akzeptanz des weiblichen Geschlechts? Wie sehen FRAUEN_WEGe aus? Ganz anders? Fundamental neu?

Die Aufbrüche spirituell und emanzipatorisch motivierter Frauen setzen viele schöpferische Kräfte frei. Herausragende Leistungen waren es auch, die die 3 weitgehend unbekannten Frauen wie Sophie Edle von Scherer, Frieda von Mikula oder Sr.Klara Fietz vorweisen konnten. Univ. Prof. Dr. Michaela Kronthaler von der Uni Graz wollte mit ihren Mitstreiterinnen zeigen, „dass es neben Edith Stein, Theresa von Avila oder Hildegard von Bingen, die gemeinhin als Vorzeigefrauen in der (Kirchen)Geschichte genannt werden, noch unzählige andere gegeben hat, die den Reformbedarf erkannt und sich christlich motiviert, gesellschaftspolitisch engagiert haben!“

Es waren keine leichten Wege. Die FRAUEN_WEGe der drei Frauen aus Graz. Sie mussten gegangen werden. Rückschläge wurden erlitten und überwunden. Damals und heute. Beispielhaft werden die Lebenswege von drei Frauen „begangen“, die jede auf ihre Weise Geschichte geschrieben und gelebt hat.

Jede/r von uns hat die Möglichkeit, den persönlichen FRAUEN- und MÄNNER_WEG zu gehen. Sich aufzuraffen und aufzubrechen, um den Weg der Anerkennung und gegenseitigen Wertschätzung in Liebe zu gehen. Wäre das nicht auch ein wichtiger Weg auf Gott hin?

 

30 LUFT_WEG

Die Luft und der Weg. Ein Luft-Raum. Der Weg in die Luft. An die frische Luft. Manchmal geht uns die Luft aus. Auf dem Weg ins Leben, beim Leben. Und manchmal würden wir am liebsten in die Luft gehen. Auch ein Weg. Aber ist das schon ein LUFT_WEG ? Ein heilsamer, sinnvoller Weg?

„Auf dem LUFT_WEG sind es nur ein paar Kilometer!“ So klingen hie und da Ortsangaben. Weg-Hinweise. Kein einfacher Weg. Der LUFT_WEG . Turbulenzen sind nicht ausgeschlossen. Da bleiben wir am liebsten doch auf der Erde, am Boden. Und heben nicht ab. Fliegen nicht durch die Luft. Denn die ist kostbar. Im wahrsten Sinn des Wortes. Das Wort Feinstaub hat uns alle enorm sensibilisiert. Und aufgerüttelt, alarmiert. Wir tun einiges dafür, dass uns nicht die LUFT_WEG bleibt.

Fasten heißt für mich tief Luft holen ... für meinen Weg auf Gott hin. Mit der Atemluft gut umgehen, haushalten, aus- und anhalten lernen. LUFT_WEGe sind Pilgerwege des Glaubens, für die Seele. Hinausgehen an die frische Luft, unter freiem Himmel unterwegs sein, allein oder mit anderen. Spazieren gehen. Damit unsere Seelen wieder durchatmen und aufatmen lernen.
LUFT_WEGe . Die Pilgerwege im Naturpark Raab sind ein Beispiel für solche LUFT_WEGe . Wie der schon beschriebene ENGELS_WEG oder der Rosenweg und Wasserweg. Allesamt Wege mit Tradition. Pilgern hat wieder Zukunft. Sich Zeit nehmen für die kleinen Wunder am Weg, für ein offenes Gespräch oder stille Gedanken. Sich dem Weg anvertrauen. Ob in luftiger Höhe oder im Tal.

Wann habe ich das letzte Mal so richtig durchgeatmet, die körpereigenen LUFT_WEGe durchgeputzt, frei geatmet?

Wer sich dem Weg anvertraut, hat auch genug Luft für das Ziel.

Fasten hieße dann: In die Luft gehen, einen neuen Weg sehen

 

31 TOLERANZ_WEG

Es ist kein besonders breiter Weg, aber gut ausgebaut und asphaltiert. Die Straße führt auf den Schlossberg. Wir schreiben das Jahr 1995. Seine Heiligkeit der Dalai Lama besucht Graz. Ein Interreligiöser Dialog findet statt. Mehr als 200 Schülerinnen und Schüler werden aufgefordert, für ein Projekt der Grazer Schulen die Namen einer langen Reihe von Kriegen und ihre Jahreszahl auf die Straße zur Kasemattenbühne mit weißen Kreiden zu schreiben.

Krieg ist ein Zeichen höchster Intoleranz. Dagegen will man ein Zeichen setzen. Die Zeichen der Zeit deuten. Kriege und Kriegszeiten auf den Weg schreiben. Auf den Asphalt. Eine Straßen-Schriftaktion auf dem TOLERANZ_WEG.

Die Besucher strömen zur Veranstaltung auf den Schlossberg. Sie zerstören beim Überschreiten die SCHRIFTZeichen. Setzen ein neues Zeichen. Des Widerstands, der Überwindung. Der zahllosen Kriege und ihrer schrecklichen Folgen.

Der TOLERANZ_WEG von 1995. Mitten in Graz. Kunst und Toleranz. Umgesetzt in einer Kunstaktion. Festschreiben und ausradieren. Auslöschen die Intoleranz. Die Todeszeiten. Das Leid, die Unfreiheit. Begegnung ermöglichen. Ins Gespräch kommen. Über die Grenzen der Religionen und Kulturen hinaus.
Am Wegrand hängen viele Fahnen mit Texten von Schülern.

as Toleranz ist. Oder sein könnte. Da steht es schwarz auf weiß oder bunt: „Geduldig liebevoll sein. Niemanden verurteilen. Füreinander da sein. Hilfe für Schwächere. Die Probleme des Anderen überdenken.“ Parolen des Friedens. Vom Wind bewegt.
Beim Recherchieren über die unterschiedlichen Wege zu Gott habe ich mich wieder erinnert. An die Dokumentation dieses Kunstwegs. Ein beeindruckender Weg. Es gibt ihn leider nicht mehr. Nur Bilder erinnern an ihn. Dabei existieren längst andere Wege der Toleranz. Zum Beispiel der Oberösterreichischer TOLERANZ_WEG oder der TOLERANZ_WEG Ramsau. (Er führt von der Evangelischen Kirche bis zum Predigtstuhl, Gehzeit ca. 1 Stunde. Auf dem Weg wird die evangelische Glaubensgeschichte erklärt)

Ein Wegstück der Geschichte. Der Warnung und der Erinnerung. Dass es nie wieder zu Intoleranz und Aggression kommen möge. Toleranz leitet sich von „tolerare“ ab – tragen, ertragen. Eine Last zu ertragen, kann ich, wenn ich stehe. Wenn ich zur Freiheit stehe. Wenn man liebt und einen Standpunkt hat. Und sich um das Mit(er)tragen einer anderen Meinung nicht drückt.
Wir brauchen noch viele TOLERANZ_WEGE in unserem Land. Nicht nur in Fastenzeiten.

 

32 HEIM_WEG

„Wer nie fortgeht, kann nie heimkommen.“ Wer das gesagt hat, weiß ich leider nicht. Und es steht nicht auf www.heim.at. Dort gibt es nur gratis Webspace. Nach Hause gehen, ankommen wollen, das ist eine ziemlich ernste Angelegenheit. Wer will das nicht? Wer möchte nicht heimkommen, sein Ziel, den Hafen des Glücks erreichen? Aus der Fremde ins Vertraute wechseln. Odysseus fällt mir sofort ein, der klassische Heimkehrer. Viele lange Jahre unterwegs, erlebt er Höhen und Tiefen des Menschseins, Versuchung und Erfolg, Gewalt und Harmonie, zeitweise sogar Glück.

Auf dem HEIM_WEG sein. In die Heimat ziehen. Das Haus der Kindheit betreten. Das Haus des Lebens. Von einem Film will ich erzählen mit diesem Titel. HEIM_WEG. The road home. Ein Film aus China, 1999 in die Kinos gekommen. Es ist die Geschichte der Eltern von Changyu, der aus der großen Stadt zurückkommt. In sein Heimatdorf, nachdem sein Vater gestorben ist. Der Leichnam liegt im Krankenhaus der Kreisstadt und soll zur Beerdigung ins Dorf geschafft werden. Changyu's Mutter Zhao Di besteht darauf, dass dies nicht mit dem Auto, sondern zu Fuß geschieht. Einer alten Tradition zufolge soll der Tote noch ein letztes Mal den Weg nach Hause gehen.

Ein faszinierender Gedanke: Der letzte Weg, der HEIM_WEG. Ein wunderbares Sinn-Bild. Ein letztes Mal „den Weg nach Hause gehen“. Zurück zum Ausgangspunkt des Lebens. Warum dies für Zhao Di so wichtig ist und welch tiefe Bedeutung der HEIM_WEG für sie und ihren Mann hatte, das erzählt der Film in einer langen Rückblende. In Farbe. Während die Rahmenhandlung der Erzählung in tristem Schwarz-Weiß gehalten ist. Eine Liebesgeschichte aus dem fernen China. Aus einer fremden Zeit. Und doch auch uns in Europa bestens vertraut.

Der HEIM_WEG, das ist Sehnsucht, Fürsorge, Trauer und Dankbarkeit. Erfahrungen, so universell wie das Bedürfnis, nach Hause zurückzukehren. Wir Christen sind ein seltsamer Haufen: Wir leben wie Fremde und Unbehauste auf dieser Erde, sind aber infiziert mit dem Virus der Hoffnung, dass es eine ewige Heimat gibt. Dass Gott auf uns wartet. Wann immer wir kommen. Die Koffer mit dem „Allernotwendigsten“ werden sehr schnell sehr schwer. Manche wollen sie nicht abstellen.
Der HEIM_WEG ist weder unsere Lieblingsstrecke noch die Hauptstraße im Leben.

Aber wir sollten uns hin und wieder – vielleicht gerade in diesen Tagen – daran erinnern (lassen) mit sanfter Stimme und gütigem Wort, dass wir ihn antreten müssen, den HEIM_WEG.

Und Gott uns dabei den Weg sichert.

 

33 TODES_WEG

ErLeben & Tod. Wege des Lebens, Wege des Todes, der Vernichtung. Der Auslöschung. Derer gibt es genug. Viel zu viele. Überall auf der Welt. Zur Zeit Jesu genauso wie heute. Manche sind bekannt. Viele werden erst später offenbar.

TODES_WEGE. Sie sind die Marschrouten des Leids. Wege voller Schreie und der Stille nach dem Erlöschen. An mehrere dieser TODES_WEGe wurden wir 2005 in unserer Stadt Gleisdorf erinnert: An die Todesmärsche ungarischer Juden durch die Oststeiermark im Frühjahr 1945. Knapp vor Kriegsende ermordeten Volkssturm und SS eine große Zahl der insgesamt etwa 40.000 hastig zusammengetriebenen Frauen und Männer, welche systematisch „ausgelöscht“ werden sollten.

Unter dem Motto „Zukunft braucht Erinnerung“ wurden viele Personengruppen, ob Schüler, Berufstätige, oder alte Menschen, über diese Gräuel informiert und mit der schrecklichen Wahrheit konfrontiert. Was lange Zeit verschwiegen, verdrängt oder eigentlich schon vergessen worden war, kam wieder ins „Gerede“. Mobiles Erinnern hieß das Projekt. Warum geschah es? Wie gehen wir heute um mit der Schuld der Täter, der Zuschauer und Wegschauer, der unbeteiligt Gebliebenen? Warum haben so wenig Zivilcourage und Menschlichkeit bewiesen?

Ich habe damals für eine Lesung Texte verfasst:

sie hatten nur dieses eine leben
zwischen angst und verzweiflung
nur dieses eine leben
sie hatten nur dieses eine leben
zwischen himmel und erde
nur dieses eine leben
sie hofften auf dieses eine leben
zwischen erwartung und resignation
auf dieses erbärmliche leben
sie kämpften um dieses eine leben
zwischen morgen und abend
mit ganzer kraft um dieses einfache leben/
der weg in den tod war sehr schmal
manchmal ein fehltritt, ein langer gedanke, ein zögern
die chancen fast null
verzweifelt, erschöpft, verlassen, vergessen, verloren:
sie hatten nur diese einfache leben

… und manche am ende nicht einmal mehr das

Der TODES_WEG. Ein oft vergessener Weg. Abseits der stark befahrenen Autobahn des Lichts. Ein schwarzer dunkler Weg. Zukunft braucht Erinnerung.

Vergessen wir jene nicht, die unterwegs waren in den sicheren Tod oder erst aufbrechen werden, zu gehen den Weg des Todes...

 

34 BESINNUNGS_WEG

Im Gehen kann man auch beten. Davon sind viele Gläubige längst überzeugt. Immer öfter gehen sie auf den gut markierten Wege durch die Wälder und Wiesen, lesen die Texte auf den Tafeln und genießen die Impulse des BESINNUNGS _WEGes. Für sie ist das Gebet. Unterwegs in der freien Natur. Allein mit sich, den Bibelzitaten und ihren Gedanken. Auf der Suche nach Sinn.

Immer mehr künstlerisch gestaltete BESINNUNGS_WEGE werden von engagierten hellhörigen Pfarrern und Verantwortlichen für Spiritualität errichtet. Das Seelsorgeamt und die Katholische Aktion Kärntens installierten den Besinnungsweg "Ad fontes - Quellen suchen - k izvorom" als Deutung der verschiedenen religiösen Erfahrungen auf dem Hemmaberg. Der Künstler Valentin Oman entwarf neun gleiche Marmorblöcke mit biblischen Zitaten, die sich in das Umfeld einpassen und es auch deuten. So steht z.B. bei der Quelle: "Ihr werdet Wasser schöpfen voll Freude aus den Quellen des Heils" (Jes 12,3) oder bei den Ausgrabungen: "Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen" (1 Petr 2,5). Der Berg soll als Ort der Stille, der Ruhe und der Gottesbegeg nung erlebt werden.

Der "Besinnungsweg Hainsacker" wiederum lädt ein, das Leben des Heiligen Franziskus kennen zu lernen und will zu einem Leben aus dem Glauben ermutigen. Ausgang und Ziel des Weges ist die Pfarrkirche: "Wir kommen von Gott und wir gehen zu Gott". Dazwischen liegt die Spanne des irdischen Daseins mit den einigen Besinnungsstationen. Wer gehend versucht, sein Leben im Blick der göttlichen Gegenwart zu betrachten, wird in vielen Haltestellen Sinn erfahren.

Ein gänzlich anderes Beispiel ist der Jesus - Besinnungsweg am Fuß des Nörderbergs mit seinen fünfzehn "Stationen", ähnlich einem Kreuzweg. Von der Verkündigung, der Geburt bis hin zur Auferstehung und Geistsendung: Fünfzehn der wichtigsten Ereignisse aus dem Leben Jesu und die Inhalte seiner Botschaft werden vorgestellt. Der Besinnungsweg bezieht dabei Natur, Landschaft, die Beschaffenheit des Geländes und die einzigartige Pflanzenvielfalt in die Präsentation mit ein.

Die Gehzeiten der einzelnen BESINNUNGS_WEGE sind sehr unterschiedlich und reichen von 1 ½ bis zu 4 Stunden. BESINNUNGS_WEGe über Berg und Tal lassen uns die Hektik des Alltags vergessen. Sie geben Anregungen, hinter der Realität noch eine andere Wirklichkeit zu entdecken. Einige BESINNUNGS_WEGE wollen auch möglichst viele Menschen jenseits konfessioneller Grenzen ansprechen und sie die Natur als Schöpfung erfahren lassen. Als biblischer Leitfaden dienen Texte aus der Heiligen Schrift.

BESINNUNGS_WEGE sind spirituelle Raststätten. Wer ihrer Einladung folgt, erfährt Erholung und Tiefe, Ansprache und Trost. Die Menschen tanken Kraft und finden Zeit, nach dem Sinn in ihrem Leben zu fragen. Mehr kann man sich gar nicht wünschen…

 

35 HIMMELS_WEG

Der Himmel ist zweifellos auch (wie) ein Weg. Ein riesiger Raum voller Straßen und Kreuzungen. Wir fliegen auf Himmel. Wir fahren auf und ab, hin und her, verpesten die Luft „…mit dröhnenden Düsen stehen sie schlange / sie stehen an nach Himmel / wir sind geduldig / das halbe leben haben wir angestanden nach erde“ (Reiner Kunze)

Die weißen Rauchzeichen der Reisenden im Luftraum unseres Planeten sind die Teststreifen unserer Maßlosigkeit. Milchigweiße Kondensstreifen ziehen sich kreuz und quer durch unser Gesichtsfeld. Bestehen wir den Lackmus-Test noch? Es ist ein Himmel voller Wege. Hoffentlich heißt es nicht eines Tages: Weg mit dem Himmel? Auf jeden Fall sind es HIMMELS_WEGE der problematischen Art.

Anders bei diesem Mann: 25 Meter lang ragt das Stahlrohr in den Himmel. Wie eine Abschussrampe für begeisterte Himmelsbesteiger. Er hat es sichtlich eilig. Wie weit will er kommen? Wen sucht er dort oben? Wem will er begegnen oder entgegengehen? Er geht seinen Weg, unbeirrbar.

„Unbegangen ist die Steilwand des Himmels“, schrieb Ingeborg Bachmann in ihrem Gedichtband „Die gestundete Zeit“ und nannte den Text PSALM. Die Menschen tragen ihre ausgebrannten Seelen offen zur Schau, mit leeren Augen fragen sie nach dem Weg. Der Himmel ist keine Adresse, kein Ziel mehr. Die steilsten Wände werden erklommen, begangen, mit artistischer Fertigkeit steigen sie auf, erobern den Himmel ohne Angst und Bedenken. Die HIMMELS_WEGE haben den höchsten Schwierigkeitsgrad längst abgelegt.

Aber die Wege des Himmels, sie bleiben weithin unergründlich. Manchmal erahnen wir seltsam verschwommen, dass die Wege des Himmels keine Spazierwege ins Glück, keine Abkürzungen für ungeduldige Ewigkeitssucher sind. Die HIMMELS_WEGE sind Gratwanderungen entlang der Erdbebenlinie unserer Gottsuche. Der Prophet Jesaja schreibt: „Ich war zu erforschen für sie, die nicht fragten, ich war zu finden für die, die nicht suchten. Ich sprach: Hier bin ich.“ Wo aber sollen wir suchen nach Gott?

Der Fastenweg des Himmels führt uns zum Menschen zurück, nicht in die Schwärze des Alls. Dort versteckt sich der Gott, der für uns Mensch wurde. Den wir so oft nicht mehr suchen. Vielleicht ist der Mann auf dem Rohr ein Sinnbild des Menschen und seiner verzweifelten Suche nach den HIMMELS_WEGen , seiner Suche nach dem Menschen in sich und neben sich?

 

2006

29 FRAUEN_WEG
30 LUFT_WEG
31 TOLERANZ_WEG
32 HEIM_WEG
33 TODES_WEG
34 BESINNUNGS_WEG
35 HIMMELS_WEG