Der schlaue Fuchs hat Lunte gerochen. Er hat die Gefahr erkannt und ist geflüchtet. Rechtzeitig. Eine gute Nase für Bedrohung und Gefahr haben! Das Bildwort gilt auch für Menschen.
Lunte kommt aus dem mittelniederdeutschen lunt und bezeichnete ursprünglich einen Fetzen, später den Lampendocht. Lunte riechen heißt, das Feuer riechen. Etwas rechtzeitig bemerken. Aufmerksam werden. Auf eine Gefahr, eine Bedrohung.
Im Advent ist von mehreren schlauen Füchsen die Rede, zum Beispiel Johannes. Täufer, Mahner und Asket. Seine Botschaft duftete nicht nach Wohlgeruch und Gleichklang. Unpopulär, scharf und herausfordernd war sie. Die Aussage eindeutig und klar: Jeder möge bei sich einkehren, sich bekehren und umkehren! Abkehr vom stinkenden Bösen, vom üblen Geruch der Schuld, radikaler Änderung des Herzens.
Johannes kannte seine Mitmenschen, er wusch ihnen den Kopf und reinigte die Seele. Er hatte eine gute Nase für die Fehlentwicklungen in der Gesellschaft. Er beobachtete genau, wo es zum Himmel stank. Und hielt mit seiner Kritik nicht hinterm Berg. Was stinkt, muss entsorgt werden.
Im Advent hören wir eindrucksvolle Texte der Propheten. Sie hielten die Nase in den Wind, ließen sich den Zeitgeist um die Nase wehen, um ihre Mitmenschen zu warnen und ihnen zu helfen, den rechten Weg zu finden.
Wo gibt es heute die Sachverständigen für Fehlentwicklungen, die die Giftgaswolken, das Grubengas der alltäglichen Innenweltvergiftung aufspüren? Wer riecht heute, wenn Unheil und Gefahr in der Luft der Weltpolitik liegen, warum haben so wenige den Todesgeruch der Massengräber von Srebrenica wahrgenommen?
Advent ist nicht nur eine Zeit der Wohlgerüche. Es gilt, die brennenden Zündschnüre aufzuspüren. Lunte zu riechen. Propheten zu hören, ihnen Glauben zu schenken und … umzukehren. Wie damals, bei Johannes. Der auch Lunte gerochen hat.Helmut Loder
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