HELMUT LODER'S Adventkalender
Stallgeruch |
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Meditieren mit der Nase
Vom Beten und Riechen

Manche Räume und Orte riechen nach Gott. Nach Gebet und Versenkung. Nach Stille, Zeit haben für ein Gespräch mit Gott. Sie riechen förmlich danach. Die Bänke, das Licht, die Bilder vermitteln eine Ahnung vom „Duft der Unendlichkeit“. Als hätten die Menschen, die hier beten und feiern, ihre ganz speziellen religiösen „Duftmarken“ hinterlassen.

Seit Urzeiten ist es so. Waren es früher Zweige, Früchte, stark riechende Opfergaben, die verbrannt wurden, sind es heute eben Weihrauchkörner, wohlriechende Salben und Öle, Räucherstäbchen oder Duftkegel. Sie zeigen Wirkung, wenn es gilt, die Menschen einzustimmen, zu öffnen für die Begegnung mit dem Geheimnis Gott. Und manchmal sind es die Orte selbst.

Im Advent suchen viele solche Orte auf. Setzen sich hinein und atmen tief durch. Atmen den Geruch der Fragen und Bitten ein, werden ruhig und entspannen sich für das Leben „draußen vor der (Kirchen)Tür“.

Otto Feldbaumer spricht in einem Porträt der spirituell sehr engagierten Gemeinschaft im Haus der Stille in der Nähe von Graz von einem franziskanischen „Hausgeruch der Stille“, der sich im Laufe der Jahre entwickelt hat. Und eigentlich ist da nicht viel Spektakuläres: Ein weit offener Kirchenraum, gedämpftes Licht, das große Kreuz von San Damiano und einladende Stille.

Wen wundert es, dass manche Kirchen(räume) längst einen unverwechselbaren „Stall-Geruch“ haben. Hier kann man beten, den Weg in die Stille finden und den „Geruch der Gottesgegenwart“ genießen. Diese Stille Gestalt und „Geruch“ werden zu lassen, dazu könnte der Advent Übungszeit sein.

Kann man Beten „riechen“? Haftet dem Gebet, der Meditation ein Geruch an? Ich sage ja.

Da ist ein Duft, der mich erfüllt und bestärkt, der mich tröstet und in die Dunkelheit meines Lebens Lichtspuren zeichnet. Ja, man kann mit der Nase beten.