Sie sind ziemlich ins Schwitzen geraten. Die Hirten vom nahe gelegenen Feld. Atemlos seien sie angekommen. So schmücken es zumindest die unzähligen Legenden, Geschichten und literarischen Neufassungen rund um die Weihnachtsgeschichte aus. Natürlich, wer läuft, wer sich anstrengt, der schwitzt. Das kann ein unangenehmer Geruch werden. Das lässt sich nicht verleugnen. Heutzutage würden wir dagegen ankämpfen, ein Deodorant benützen. Oder unter Umständen gar nicht laufen.
Jene aber rannten los, als hätten sie was gerochen. Sie sind ziemlich ins Schwitzen geraten. Denn allein die Verkündigung durch den strahlenden Engel und das himmlische Heer wird als blitzartig beschrieben. Auf freiem Feld hielten sie Nachtwache. Wie immer. Ein Feuer wird gebrannt haben und die meisten, bis auf die Wache, wohl geschlafen haben.
Der Geruch von Feuer und Rauch. Er hält sich lange in den Kleidern. Irgendetwas lag in der Luft.
Plötzlich ein Gleißen, helles Licht. Eine Botschaft wird verkündet: Der Retter, der Messias sei geboren, ein Kind soll das Erkennungszeichen sein. So zeichnet Lukas mit knappen Worten ein Bild von der Situation. Verblüfft, überrascht, ich stelle mir vor überwältigt ziehen sie los, „eilen sie hin“ und finden tatsächlich überraschend Gewöhnliches: Eine Frau, einen Mann und ein neugeborenes Kind in einer „Futterkrippe“. Der Geruch der Armut. Wie bei vielen anderen in Betlehem und Umgebung.
Mit wenigen Strichen skizziert Lukas die Sensation, das Ungeheure, das Unfassbare; Gott kommt herab und lässt sich in die Hände der Menschen fallen und Hirten, die ungeliebten Außenseiter, sind die ersten Gratulanten. Exegetische Absicht.
Gott geht zu denen, mit denen kein Staat zu machen ist, Gott schenkt uns seine Ahnung, eine Duftspur der ungeheuren Liebe. Gott war größer geworden. Er hatte sich dem Dunklen und Finsteren anvertraut, um es zu besiegen. Ein Duft von unendlicher Größe breitet sich aus. Eine Duftspur auf Weihnachten hin.
Helmut Loder
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