HELMUT LODER'S Adventkalender
Die Nacht des Heils |
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21. Dezember
Ein nächtlicher Besuch - Jesus, du bist Licht in unserer Dunkelheit
Die Geschichte mit Nikodemus (Joh 3, 1 - 13)

Ehrlich gesagt, kennen Sie Nikodemus? Nein? Schade! Er wird in der Bibel nur 3 mal erwähnt. Berühmt wurde er also nicht. Nikodemus ist Pharisäer, ein schriftkundiger Mann. Auch Jesus steht in seinem Gedankengut den Pharisäern sehr nahe. Nikodemus will mehr über ihn und seine Ideen erfahren, er interessiert ihn.

Nikodemus sucht Jesus heimlich in der Nacht auf. Warum kommt er bei Nacht? Im Schutz der Dunkelheit sucht er auch Schutz vor der eigenen Unsicherheit: es ist noch nicht klar für ihn, wer dieser Jesus ist. Im Dunkel der Nacht tritt alles Unwesentliche zurück. Es ist ruhig. Die Stille lässt ein ungestörtes Gespräch zu. Aber es wirft auch eine Menge Fragen auf. Neue Fragen, kritische Fragen.

Es ist Advent. Viele „Christen“ sind jetzt auf der Suche nach dem idealen Geschenk. Manchmal sind sie auch auf der Suche nach Jesus. Meist finden sie jedoch nur das kleine Krippenkind, den harmlosen Säugling, das Christ-Kind. Das so wenig gemein(sam) hat mit dem erwachsenen Gekreuzigten. „Als lebte Christus nur ein paar Stunden!“ So hat vor vielen Jahren Josef Reding die Situation und den Rummel um Weihnachten beschrieben.

Zweimal wird Nikodemus noch erwähnt: In Joh 7,50 tritt Nikodemus im Hohen Rat für Jesus ein, wird aber nicht ernst genommen. In Joh 19,39 trägt er zu einer würdevollen Bestattung Jesu bei, indem er Josef von Arimathäa Myrrhe und Aloe zur Einbalsamierung Jesu bringt. Nikodemus steht für mich unter anderem für alle Menschen, die auf der Suche sind: auf der Suche nach Licht, nach Wahrheit, nach guten Gesprächen, nach ehrlichen Antworten. Er besuchte Jesus in der Nacht. Im Schutz der Finsternis.

Das nächtliche Gespräch entwickelt sich zum spannenden Disput über tiefgehende Fragen des Menschseins. Zum Beispiel um die (Neu)Geburt des Menschen aus dem Geist Gottes. Nikodemus steht aber auch für alle Zweifler, die noch Zeit brauchen, die nicht sofort mit voller Begeisterung und Überschwang zu Jesus laufen, die Argumente und gründliche Überlegung brauchen, um mit Herz und Hirn dabei zu sein, die auch (noch) Angst haben, in der Öffentlichkeit zum Eigenen zu stehen, sowohl zum eigenen Zweifel wie auch zum eigenen Glauben.

Das Licht kam in die Welt, aber das Böse hasst das Licht: Wo erfahre ich, dass Menschen in der Finsternis stehen bleiben (wollen)? Wo finde ich selbst Gefallen an der Finsternis?
Das Anschauen dessen, was wehtut, kann heilen. Verdrängen, Vergessenwollen, sich einem Thema nicht stellen, das alles lässt in der Dunkelheit verharren.

Gott, du bist das Licht, das keinen Abend kennt, keinen
Untergang und kein Verlöschen. Als zerbrechliche Wesen kommen wir vor dich.
Wir möchten glauben und vertrauen, dass du unser Leben willst, dass du für uns das Leben bist.
Wir möchten glauben und vertrauen, dass wir unsere
Dunkelheiten in dein Licht halten können. Dazu hat Jesus uns Mut gemacht.
Er ist durch das Dunkel des Todes gegangen und hat am
Ostermorgen uns dein Licht bezeugt.
Dafür danken wir dir und gehen voll Erwartung wie Nikodemus dem
Weihnachtsfest entgegen in Jesus Christus, unserem Heil.