HELMUT LODER'S Adventkalender
Die Nacht des Heils |
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10. Dezember
Die Nacht ist vorgedrungen
Ein besonderes Adventlied

Es gibt Adventlieder, die nicht kitschig und tränensüß sind. Realistisch, mit klarem Blick für die Schattenseiten des Lebens. Und doch eine gewaltige Portion Hoffnung vermitteln.

Eines davon stammt aus jüngster Zeit. Jochen Klepper, Sohn eines evangelischen Pfarrers, freier Schriftsteller, Rundfunkredakteur, geboren 1903, veröffentlichte im Jahre 1938 eine Sammlung von 29 geistlichen Liedern. „Kyrie“ hieß das Werk. Darin war ein Adventlied enthalten, das bis heute zu den großen Schätzen geistlicher Dichtung zählt: „Die Nacht ist vorgedrungen“.

„Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern. So sei nun Lob gesungen dem hellen Morgenstern. Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein. Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein.“
In der ersten Strophe des Liedes taucht das Motiv der Nacht auf, Zeichen für die immer deutlicher sich abzeichnende Bedrohung in jener Zeit. Auch über Kleppers private Welt und legt sich ein dunkler schwerer Schatten.

Jochen Klepper heiratet 1931 die 13 Jahre ältere Jüdin Hanna, eine Witwe. Sie bringt zwei Töchter mit in die Ehe. Brigitte und Renate. Im Frühjahr 1939 kann die ältere Brigitte nach England emigrieren, mit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges ist es aber faktisch unmöglich, eine Ausreisegenehmigung für die Schwester „Renerle“ zu bekommen. Die Familie Klepper entschließt sich am 10. Dezember 1942 zum Freitod durch Gas.

„Dem alle Engel dienen, wird nun ein Kind und Knecht. Gott selber ist erschienen, zur Sühne für sein Recht. Wer schuldig ist auf Erden, verhüll nicht mehr sein Haupt. Er soll errettet werden, wenn er dem Kinde glaubt.“
„Die Nacht ist schon im Schwinden, macht euch zum Stalle auf. Ihr sollt das Heil dort finden, das aller Zeiten Lauf von Anfang an verkündet, seit eure Schuld geschah. Nun hat sich euch verbündet, den Gott selbst ausersah.“
„Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und –schuld. Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld. Beglänzt von seinem Lichte, hält euch kein Dunkel mehr; von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.“

Jochen Klepper schrieb ausführlich Tagebuch. „Ein Dokument ungesuchter, beklemmender Zeugenschaft von der Gewalt des Ungeheuerlichen“. Nach der verweigerten Ausreisegenehmigung sahen Kleppers keinen Ausweg mehr. Sie wählen den Freitod. Seine verzweifelte Hoffnung drückte er Jahre zuvor in der 5. Strophe des Adventliedes aus: „Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt. Als wollte er belohnen, so richtet er die Welt. Der sich den Erdkreis baute, der lässt den Sünder nicht. Wer hier dem Sohn vertraute, kommt dort aus dem Gericht.“

Die Nacht war vorgedrungen. Hinterlassen hat er uns ein erschütterndes Dokument. Von der Nacht in seinem Leben und von der Hoffnung, dass wir „beglänzt von seinem Lichte“ die Nacht überstehen und gerettet werden.

Heute, am 10. Dezember, ist übrigens der Tag der Menschenrechte …!
Weiteres Material zu Jochen Klepper und seinen geistlichen Liedern unter ourworld.compuserve.com/homepages/Alex.../