HELMUT LODER'S Adventkalender
Die Nacht des Heils |
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2. Dezember
Der Wächter in der Nacht - Johannes ist (k)ein Nachtwächter

In der Heilsgeschichte der adventlichen Zeit tritt uns aus dem Dunkel einer entgegen, der auffiel. Er war anders als alle anderen. Kantig, ruppig und laut. Johannes, der Mann aus der Wüste. Ein unterschätzter, aber allseits bekannter Prophet. Die Stimme aus der Wüste, ein unerschrockener Prediger, und Täufer im Nebenberuf. Wegbereiter des Herrn.

Die Nachtwächter sind seit langem ausgestorben. Verschwunden, abgelöst durch Alarmanlagen und Sicherheitseinrichtungen und moderne Uhren. In alten Geschichten und Erzählungen kommen sie noch vor. Historisch sind sie verbürgt. Aber hoffnungslos überholt. Nächtens mit einer Hellebarde und Laterne durch die Straßen zu ziehen, sich um die Sicherheit und den Frieden der Mitmenschen in der Nacht zu kümmern, auf gefährliches Feuer oder lichtscheues Gesindel zu achten, das ist längst passe. Es war zweifellos notwendig. Aber die Zeiten haben sich geändert.

Johannes war natürlich kein Nachtwächter. Aber er hat einiges, das wir damit verbinden können. Er schreit: laut und deutlich. Er warnt und geht aufmerksam durch die Welt. Er lässt sich nicht für dumm verkaufen. Prangert die Missstände an. Geißelt mit scharfen Worten und kritischem Blick die Zustände. Die Gier, die Rücksichtslosigkeit. Verkündet Umkehr, Einkehr und Buße für alle. Nur für damals? Was ist mit heute?

Der Sohn des Priesters Zacharias und seiner Frau Elisabeth steht da wie ein monolithischer Fels in der Brandung. Der Zeitgenosse Jesu ist trotzdem kein Star. Er macht sich nicht wichtig. Bescheiden und asketisch lebend zeigt er auf, wo es stinkt. Zum Himmel stinkt. Ein Nachtwächter mitten am Tag. Mitten in der „Nacht der Zeit“.

Es gibt sie zu allen Zeiten, diese Nachtwächter ohne Berufsnachweis, die Wegbereiter für die Zukunft des Menschen. Sie sind mitten unter uns. Die anonymen Nachtwächter, erfüllt von der Kraft des Glaubens. Johannes spürt die bedrohliche wandernde Wüste. Und er hört die leisen Schwingungen von der Ankunft des Messias. Des Gottmenschen Jesus. Mitten in der Dunkelheit der Orientierungslosen und Verängstigten stellt er Wegweiser auf für das „Licht“. Und unermüdlich ruft er – wie ein Nachtwächter - aus: „Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt und der nach mir kommt.“

Wie geht es mir persönlich mit diesem „Nachtwächter Johannes“?
Kenne ich den, der gekommen ist?


Johannes der Täufer, Fresko 1265 im Kloster Sopocani, Makedonien