Sonntag, 24.02.2008
19 - Brunnen_ZEIT

Die Geschichte ist bekannt: Eine samaritanische Frau trifft beim Wasserschöpfen
auf Jesus. Sie beginnt ein Gespräch mit ihm. Schon bald wird klar,
der Durst nach Wasser steht bei der Frau für etwas anderes:
Ihr Durst ist ein anderer Name für die Sehnsucht nach Beziehung,
nach Liebe und Geborgenheit, die diese Frau bisher nicht stillen konnte.
Jesu „Wasser” ist kein Wunderwasser, von dem man nie wieder Durst bekommt,
sein Wasser ist sein Wort, seine Botschaft vom ewigen Leben und von der
grenzenlosen und vorbehaltslosen Liebe Gottes.
Die Frau am Jakobsbrunnen erkennt, dass es jemanden gibt,
der in ihr Herz blickt, der sie aber nicht verachtet,
sondern das Gefühl gibt angenommen zu sein. Sie lässt ihren Krug,
die leere Hülle zurück, sie lässt ihr altes Leben zurück und beginnt ein neues!
Zur Ergänzung das moderne Sieger Köder-Bild “Frau am Jakobsbrunnen”:
Die Frau am Brunnen wagt den Blick in die Tiefe. Im Grunde ihres Herzens,
im tiefsten Innern weiß sie um ihre große Sehnsucht.
Was ist meine große Sehnsucht, wonach dürste ich?
Sie hat es immer wieder versucht, doch keine Freundschaft , keine Beziehung
konnte bisher das erfüllen, wonach sie suchte. Sie steht allein am Brunnen.
Wie sehen meine eigenen unerfüllten Wünsche aus?
Die Samariterin begegnet Jesus. Er öffnet ihr die Augen. Er blickt in ihr Herz.
Er kennt sie und ihre Sehnsucht. Jesus verurteilt sie nicht.
Er bietet ihr sein Wort, die Botschaft von der Liebe Gottes, an als Quelle
für ein neues Leben. Eine Begegnung, die das Leben verändert.
Welche Begegnungen in meinem Leben, haben mich berührt,
haben mich in meinem Innern getroffen?
Fastenzeit - BRUNNEN-ZEIT. Zeit für einen Blick in die Tiefe meiner Seele.
HEUTE empfehle ich ZEIT für einen
ehrlichen Blick in den Brunnen meiner Seele.
Montag, 25.02.2008
20 - Pflege-ZEIT

„Pflege ist wie ein Überraschungsei!“, schrieb Romana Höfer im Weblog
der Caritas Linz: „Man weiß nie, was der nächste Tag bringt.“
Die zierliche Mühlviertlerin wusste, wovon sie schrieb.
Sie blickte auf eine lange „Pflegekarriere“ zurück.
9 Jahre pflegte sie die Tante, nun ist sie tagtäglich für ihre 80jährige Mutter da.
Bei aller Liebe, Pflege ist anstrengend und braucht – viel – ZEIT.
Manche Dinge im Leben kommen unvermittelt. Ein Schlaganfall. Ein Unfall.
Eine schwere chronische Erkrankung. Plötzlich ist alles anders.
Der gewohnte Alltag funktioniert nicht mehr. Unvorbereitet tauchen Fragen auf.
Was ist zu tun? Wie soll es weitergehen? Wie kann ich meinen Eltern,
dem Partner, der Partnerin helfen, sie gut versorgen? Wer bringt mir das bei?
Die Betreuung und Pflege von Angehörigen zu Hause ist ein Thema,
das in letzter Zeit für viel Aufsehen und gehörigen Wirbel, für großen Unmut,
politische Ratlosigkeit und manch Nachdenklichkeit gesorgt hat.
Pflegen ja, aber wer soll das bezahlen?
Was können wir uns mit unserem Sozialstaat noch leisten?
„Es kommt in der Welt vor allem auf die Helfer an – und auf die Helfer der Helfer!“,
meinte hellsichtig Albert Schweitzer, der es wissen musste.
Die Pflege und Fürsorge, die Betreuung und Unterstützung von Mitmenschen
ist eine große Herausforderung für die Zukunft: Pflege-ZEIT ist gefragt.
Jede/r wird alt. Gebrechlich. Braucht Hilfe. Pflege.
Wir sollten sie nicht aus den Augen verlieren, die Pflege-ZEIT.
Vielleicht kommt sie früher als erwartet.
HEUTE empfehle ich ein altes Bibelwort und eine Fortschreibung davon: „Ich war krank und ihr habt mich besucht, ich war pflegebedürftig und ihr habt mich betreut, ich war hilflos und ihr seid bei mir gewesen …
Dienstag, 26.02.2008
21

Reine Gehzeit: 4 ½ Stunden. Eine klare Zeitangabe.
Für Wanderer, Bergsteiger. Für Menschen, die zu Fuß unterwegs sind.
Es werden immer mehr.
Geh-ZEIT, das ist die neue Qualität des Unterwegssein.
Zeitmessung für den bewusst lebenden Mitmenschen.
Für die Fastenzeit liefert der bekannte Theologe Pierre Stutz
Hinweise auf die Vorzüge einer intensiven „Geh-ZEIT“:
Von einem Ort zum anderen
Schritt für Schritt /gehe ich /
erfüllt von Dankbarkeit /
mich bewegen zu können
Entschleunigung / schenke ich mir /
im tiefen Ein- und Ausatmen
Langsamkeit gönne ich mir /
im Übergang von einem Ort / zum anderen
Schritt für Schritt / gehe ich /
durch den Lauf der Zeit / im Hier und Jetzt
Getragensein / erfahre ich /
im bewussten Gehen
Geh-Zeit, so nennt sich der heutige Impuls.
Eine andere, weniger gern gesehene Version ist der
unheimlich betroffen machende Dokumentarfilm „Zeit zu gehen“.
Anita Natmessnig geht darin gefühlvoll den letzten Zeitabschnitten
auf den Lebenswegen unheilbar kranker Menschen in einem Hospiz nach.
Ein Pflichtfilm. Geh-ZEIT ganz anders. Wenn es ZEIT ist, zu gehen.
Gemächlich, aber nie ohne Hoffnung.
HEUTE empfehle ich irgendwann im Laufe des Tages ein paar Schritte bewusst zu Fuß zu gehen. Langsam, mit allen Sinnen.
Mittwoch, 27.02.2008
22 - Gebets-ZEIT
Gebet um ZEIT

Gott unseres Lebens und Gott unserer Zeit
du schenkst uns Zeit / Zeit für ein ganzes Leben
Lebenszeit / um sie zu füllen
mit Lieben und Arbeiten
du schenkst uns Zeiträume, dir zu begegnen
dir in anderen Menschen / dir in deiner Schöpfung
dir in deinem Wort / dir in den Stunden der Erschöpfung und Müdigkeit
in den Stunden der Freude und Kraft
Wie oft achten wir deine Gabe gering
wie achtlos gehen wir an anderen vorüber
die unser Lächeln und ein gutes Wort gebraucht hätten
wie geizig sind wir mit den Minuten unserer Tage
wie oft merken wir nicht einmal die Enttäuschung derer
die uns gebraucht hätten / die auf uns gewartet haben
wie oft sind wir versponnen in uns selbst
ausgerichtet auf ferne Ziele
die wir erreichen wollen / ausgerichtet auf Arbeit, Besitzen und Haben …
Gott unseres Lebens und Gott unserer Zeit
wir bitten dich
lass uns innehalten / jetzt /
lass uns da sein vor dir / Atem schöpfen
zur Ruhe kommen / deinen Frieden genießen
unsere Arbeit unterbrechen
und so sein wie wir sind / da sind vor dir!
Brigitte Enzner-Probst
Foto: Helmut Loder
Donnerstag, 28.02.2008
23 – Kloster-ZEIT

Sie hat immer ein Lächeln auf den Lippen.
Sr. Maria Riedl, Klosterschwester aus der Gemeinschaft der Ursulinen in Graz.
Eine Frohnatur mit einem von Herzen kommenden Lächeln. Natürlicher Charme.
Wie denkt sie über die „Klosterzeit“? Kein gängiger Begriff.
Aber immerhin noch Realität. Sowohl historisch als auch aktuell.
Das Leben und seine Zeit im Kloster.
Sr. Maria im Originalton: „ZEIT“ ist heute ein geflügelter Begriff. Am häufigsten höre ich: KEINE Zeit, zu wenig Zeit, Langeweile, zu VIEL Zeit usw. Viele können ihre eigene Zeit kaum mehr selbst einteilen und werden gelebt. Ich glaube, dass es einer der größten Verluste innerer Freiheit ist, sich dem Getriebe unserer Zeit ausgesetzt zu fühlen und es oft auch zu sein. Meine Lebenszeit sinnvoll und gut nützen zu dürfen und zu können, ist für mich ein großes Geschenk.
Mein Leben als Ordensfrau ist geprägt von der Liturgie, die wir in Gemeinschaft feiern, vom persönlichen Gebet und vom Dienst an den Menschen, wobei wir Schwestern in verschiedenen Bereichen tätig sind.“
Carpe diem! Nütze sinnvoll deine Zeit! Daran erinnert sich Sr. Maria Riedl:
„Mir entlockte dieser Imperativ ein Schmunzeln, da wir als junge Ordensfrauen dies öfter zu hören bekamen und ermahnt wurden, unsere Zeit gut einzuteilen und den Tag sinnvoll zu gestalten. Gerade Klöster waren stets Orte, an denen die gute sinnvolle Zeiteinteilung ein wichtiger Bestandteil fürs Ordenleben darstellte. Gebet und Arbeit sollen und müssen im richtigen Verhältnis zueinander stehen.“
Wie steht es um das richtige Verhältnis von Arbeit und Gebet in meinem Alltag?
Was könnte ich darüber erzählen, verbessern oder auch beibehalten?
KlosterZEIT, auch für mich?
HEUTE empfehle ich einen aufmerksamen Blick auf das „Ora et labora et lege“ des Hl. Benedikt von Nursia.
Freitag, 29.02.2008
24 – Stille-ZEIT

Athos. Ein Mythos. Der Ort des Glaubens. Und der Männer.
Athos, Zankapfel und Ärgernis für die einen, lebendiges Zeichen des Glaubens
für die anderen. Ziel vieler Neugierigen. Frauen müssen draußen bleiben.
Athos, ein Ort der Stille. Des Gebets. Davon berichten alle, die das Glück hatten,
aufgenommen zu werden. Heinz Nußbaumer hat Athos öfter besucht
und darüber ein Buch geschrieben: Der Mönch in mir.
Über seine Begegnungen und Erfahrungen mit der Stille schreibt er:
„Das Geheimnis des Athos? Müsste ich es auf den Punkt bringen, die Antwort hieße zunächst: die Stille.
„Die Schweigenden“ – ein anderes Wort für die Mönche, seit die ersten von ihnen in die Einsamkeit hinauszogen. In die Wüste. Und bald auch auf die Hänge des Athos und anderswohin. Es ist der große Versuch der Umkehr: Der Mensch, der immer redende, schweigt, Damit Gott, der „große Schweiger“, das Wort hat. Über nichts anderes haben die großen Gestalten des Mönchtums mehr nachgedacht und geschrieben als über dieses Geheimnis: Wie lässt sich Stille suchen, Schweigen üben – und Ruhe finden? Und genau diese Sehnsucht ist es , die auch heute – ja, heute vielleicht sogar mehr und mehr – die Menschen zur Begegnung mit der Sztille der Klöster verleitet – auf der Suche nach Abstand, Konzentration, neuer Kraft und Sinnfindung.“ (Der Mönch in mir, S. 30)
Wann immer von Fasten die Rede ist, taucht auch das Wort Exerzitien und Schweigen auf. Sich zurückziehen für ein paar Stunden oder Tage und einzig und allein still werden, dem Wort neue Stärke verleihen. Es kostbarer machen.
Manche gehen auf den Berg Athos zu den Mönchen, andere gehen in sich, in die Stille ihrer „Kammer“. Stille erleben ist wundervoll. Darüber sind sich alle einig, die es je versucht haben.
Machen wir die Tage der Fastenzeit zu Zeiten der Stille.
HEUTE empfehle ich ein Zitat von Laotse: „Die größte Offenbarung ist die Stille“
Samstag, 01.03.2008
25 – Ewig_ZEIT

Mir träumte, ich hätte ein Interview mit Gott *
„Du möchtest ein Gespräch mit mir?“, fragte Gott.
„Wenn du Zeit hast“, sagte ich.
Gott lächelte.
„Meine Zeit ist die Ewigkeit.“
„Welche Fragen würdest du mir stellen?“
„Was erstaunt dich am meisten an den Menschen?“
Gott antwortete:
„Dass sie der Kindheit überdrüssig werden. Sich beeilen erwachsen zu
werden, um sich dann danach zu sehnen, wieder Kinder sein zu können.
Dass sie Geld verdienen und ihre Gesundheit aufs Spiel zu setzen und dann ihr Geld
ausgeben, um wieder gesund zu werden.
Dass sie durch die ängstlichen Blicke in ihre Zukunft das Jetzt vergessen, so dass sie
weder in der Gegenwart noch in der Zukunft leben.
Dass sie leben, als würden sie niemals sterben, um dann zu sterben, als
hätten sie nie gelebt.“
Gott nahm meine Hand und wir schwiegen gemeinsam eine Weile.
Dann wollte ich wissen …
„Was möchtest du, dass deine Kinder lernen?“
Gott antwortete mit einem Lächeln.
„Dass man niemanden veranlassen kann, jemanden zu lieben, sondern zulassen
darf, geliebt zu werden. Dass es nicht förderlich ist, sich mit anderen zu vergleichen.
Dass …“ (Es folgen mehrere Beispiele)
„Und dass ich hier bin, … immer!“
Fastenzeit - sich anfreunden mit der EwigZeit, pardon Ewigkeit!
(* Renate Strickland, aus: Dorothee Döring: Den Weg durch Leid und Trauer gemeinsam gehen, Topos Verlag S. 61)
HEUTE empfehle ich Fröhlichkeit und Freude statt ängstlicher
Blicke in die Zukunft : Was heißt für mich Ewig-ZEIT?
Helmut Loder
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