HELMUT LODER'S Adventkalender
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3 Zeit für Seele – Zeit zum Wachsen
Vom Advent in der Schule

Wenn unsere Kinder im Advent in der Früh das Haus verlassen, ist es noch immer ziemlich dunkel und kalt. Langsam formieren sich kleine Gruppen, die entweder gemächlich diskutierend oder im Laufschritt der Bushaltestelle zustreben. Die Schule ruft.
Auf dem Weg und im Bus werden Neuigkeiten ausgetauscht, der gestrige Fernsehfilm besprochen. Wenn sie ankommen, aussteigen, sich unter die quirlige Menge der anderen Fahrschülerinnen und Fahrschüler mischen, wenn sie sich aufteilen, da in die Volksschule, dort in die Hauptschule, und der Rest locker und lässig ins Gymnasium eilt, dann ist es ein weiterer Schritt hinein in den prägenden zeitlich dominanten Abschnitt ihres jetzigen Lebens, in die Schule.

Ein herrlich buntes Bild bietet sich den Zuschauern des morgendlichen Spektakels, wenn die Kolonnen der lachenden, schreienden, teilweise aber auch recht müde aussehenden Kinder aufgeregt hüpfend oder phlegmatisch daher stolpernd ins Schulhaus eilen. Schuhe abstreifen! Die Stimme des Schulwarts erklingt alles übertönend, rhythmisch wiederholend an der Eingangstür, die auch heute wieder zu schmal ist.
Jeden Tag dasselbe Ritual des Ankommens. Auch im Advent. Die letzten Reste vom Schneeballschlachtfest werden aus den Jacken gebeutelt. Die ersten Mädchen und Buben hasten in ihre Klasse. Ein Schultag, fast wie immer, und doch jeden Tag etwas ganz Neues. Da wird ein Foto herumgereicht und bestaunt, dort wird getauscht, geärgert, oder lauthals gestritten. Manche müssen sich noch austoben, bevor sie für eine lange Zeit stillsitzen sollen. Die Schule ist ein Teil ihres Lebens. Nicht immer geliebt, aber unabwendbar, mit Angst, aber hie und da auch mit Freude besetzt.

In diesen Tagen liegt in der Klasse auf einer großen Kartonplatte ein Adventkranz. Eine Schülerin hat ihn über ihre Mutter besorgt, die Kerzen sind vom Klassenvorstand. In vielen Schulen ist es noch üblich - und möglich! - am Beginn des Tages oder im Verlauf des Vormittags, die Kerze(n) anzuzünden. Ein wenig innezuhalten. Leicht ist es nicht. Disziplin nicht unbedingt das Selbstverständlichste. Aber bruchstückhaft blitzt zwischen all den beiläufig eingeworfenen Sprüchen und Zwischenrufen die Sehnsucht durch. Nach der Erfahrung von Angenommensein und Ernstnehmen.

Das flackernde Licht der kleinen Kerze wirft einen unruhigen Schatten auf unruhige Kinder. Für wenige Minuten tritt Leistung, Überforderung und Hilflosigkeit in den Hintergrund. Der Lärm verebbt. Zaghaft entsteht ein zerbrechliches Lied. Es kommt nicht auf die Perfektion an. Es geht nicht um ein tolles Erscheinungsbild. Ein kurzer Text, ein Segenswunsch und vielleicht Stille. Feiern will erlebt werden. Feiern will eingeübt und wiederholt werden. Dass sie spüren, das tut mir gut, das lässt mich leben.

Ein Adventtag in der Schule. Von den großen Wünschen der jungen Leute. Zeit für ihre Seele. Zeit haben zum Weiterwachsen. Weil wir glauben dürfen, Gott liebt jeden von uns.

Drei Minuten zum Nachdenken:
Wie erlebe/erlebte ich die Adventzeit in der Schule?
Welche Feierimpulse sind mir in Erinnerung geblieben?