HELMUT LODER'S Adventkalender
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11 „Treffpunkt gute Botschaft“
Ein gemütliches Kaffeehaus

Ein Eckhaus, vor ein paar Jahren dezent restauriert. Zwei niedrige Stufen, eine breite Glastür, die klirrende Kälte bleibt draußen. Drinnen ist es warm und gemütlich. Kaffeeduft liegt angenehm in der Luft. Hell und freundlich gibt sich der Raum, kleine adventliche Gestecke und silbrig glänzende Teelichter in blauen Wasserschalen ergänzen den ersten erfreulichen Anblick. An den Fenstern sind weiße Sterne und Glockenmotive aufgesprüht worden. Der Geruch ofenfrischen Gebäcks und köstlich aussehender Mehlspeisen erfüllt den großen Raum. Ein Kaffeehaus in unserer Stadt im Advent. Sofort umfließen mich halblautes Stimmengewirr von den älteren Herren im Hintergrund, das Klappern der kleinen Löffel auf den Kaffeetassen und die Bedienung, ein junges Mädchen, fragt höflich nach meinem Wunsch. Advent im Kaffeehaus.

Ob am Hauptplatz oder in einer der weniger befahrenen Straßen, die "Cafe´s" und "Beisl´s" sind auch in diesen Tagen recht gut frequentiert. Selbst in den Vormittagsstunden. Immer wieder stoßen junge und ältere Frauen und Männer zu den bereits "Eingesessenen" und manchmal schwappt ein fröhliches lautes Gelächter hinüber zu den anderen Tischen im Lokal. Oder zwei jüngere Gäste stecken ihre Köpfe verliebt zusammen und kichern und suchen die Hand des jeweils Anderen, um ihn oder sie nicht – aus den Augen - zu verlieren. Wieder andere schlagen die Zeitung auf, vertiefen sich darin, trinken hin und wieder genießerisch einen Schluck Kaffee.

Sie tun gut, diese seltsamen Orte, diese urgemütlich oder trendig gestylten Lokale mit dem besonderen Image. Meist kennzeichnen Beschaulichkeit und unaufdringliches Service, ein guter Schluck Kaffee, Tee oder Wein und die Gelegenheit, einfach nur dazusitzen und sich entspannen, ausruhen zu können, solche Stätten der Gemeinschaft. Das suchen die Menschen, an allen Tagen im Jahreskreis. Für mich sind diese Lokale aber auch Orte der Begegnung, des Gesprächs in ruhiger Atmosphäre, ohne aufdringlichen Lärm und alles übertönende Beschallung. Die Konsumation muss nicht riesengroß sein, aber es ist Platz und Zeit für ein unaufschiebbares Plauscherl, fürs längst überfällige Austauschen von Neuigkeiten und Informationen. Irgendwie steht dann die Zeit still und niemand drängt zum nächsten Getränk oder zum Aufbruch. Wohlig umgibt einen eine Atmosphäre der Gelassenheit, der verlangsamten Zeitläufte. Das Kaffeehaus ist ein gutes Bild für eine notwendige Nische der Entspannung im unerbittlich ablaufenden Prozess der Beschleunigung unseres Lebens. Besonders im Advent wird dies spürbar. Und dann kann man beobachten, wie das soeben gekaufte Geschenk der besten Freundin unter größter Geheimhaltung gezeigt wird, wie ein fragender Blick nach Zustimmung heischt und ein Ausruf der Anerkennung glücklich macht.

Advent, Kaffeehaus und Botschaft. Ein Symbol und ein Vergleich. Ist es nicht auch mit der Botschaft des Advents so wie mit den Nachrichten in einem Cafe? Denn die gute Nachricht unseres Glaubens ist eine Frohe Botschaft. Nicht moralisch, nicht einengend und verbietend, sondern freimachend, die Augen öffnend für die wunderbare Zusage Gottes: Ich bin mit euch und ich will bei euch sein. Aus Liebe habe ich mich in einem Kind der Welt der Menschen ausgesetzt, damit ihr seht, was wirklich zählt auf dieser Welt. Und tatsächlich ist die Botschaft des Advents und des Festes Weihnachten nichts für tratschsüchtige boshafte Kaffeetanten, die sich den Mund zerreißen über die "anderen", die nur aus dem Kaffeesud lesen wollen. Nein, für solche Zeitgenossen hat der Advent keine Saison. In diesen Tagen wird wieder sichtbar, dass wir an einen gemeinschaftssüchtigen Gott glauben dürfen, der sich nicht abkapselt, der uns in aller Freiheit das Prinzip der Liebe zu allen Geschöpfen und Geschwistern auf Erden, ob Kinder oder Erwachsene, kluge oder unvernünftige Menschen, empfohlen und ans Herz gelegt hat.

Ein ganz normaler Tag im Kaffeehaus. Mitten im Advent. Da könnte es schon passieren, dass plötzlich Gott am Nebentisch sitzt und seinen Kaffee trinkt. Und mit den Worten: Wie geht es dir in letzter Zeit?, die Zeitung packt und sich an deinen oder meinen oder unseren Tisch setzt ...

Drei Minuten zum Nachdenken:
Wann hast du in den letzten Tagen Zeit für einen gemütlichen Kaffee (im Kaffeehaus) gehabt?
Wie empfindest du die Aussage vom "gemeinschaftsssüchtigen" Gott?
Wie sehen deine Ausruhezeiten im Adventtrubel aus?