HELMUT LODER'S Adventkalender
Gottes Fenster Tage |
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17 Der Fenstergucker - Meister Pilgram schaut genau
Vom Neugierig sein

Bekannt, gesucht und oft aufgesucht. Der Fenstergucker im Wiener Stephansdom. Eine touristische Sehenswürdigkeit ersten Ranges. Ungefähr in der Mitte des Kirchenschiffes beugt sich ein älterer Mann (in Stein), der legendäre Dombaumeister Anton Pilgram höchstpersönlich, unter der Kanzelstiege aus einem reliefartig angedeuteten Steinfenster. Baujahr 1515/16.
Das Fenster steht weit offen. Meister Pilgram lehnt sich, Zirkel und Winkel in der Hand, aus dem Fenster. Der berühmte „Fenstergucker". Ein besonderes Wahrzeichen. Kein Häferlgucker. Ein Fenstergucker, wie der Volksmund sagt.

In meiner Jugendzeit gab es in den Achtziger Jahren eine Fernsehsendung mit dem gleichnamigen Titel „Der Fenstergucker". Ein Ausblick in die wunderschönen Landschaften Österreichs. Der Fenstergucker schaute ins Land hinein.

Aus dem Fenster schauen, das hatten wir zwar schon. Aber dieser Fenstergucker ist ein klares Symbol für die Neugier, für gestaltgewordenes Interesse. Er schaut weit ins Land hinein. Schaut hin und freut sich über das, was er sieht. Die Schätze der Heimat. Die Orte des Glaubens. Herrliche alte Kirchen, Klöster, Kapellen und andere Zeugnisse heimischen Christentums.

Advent kann eine solche intensive Zeit des Ausschau-Haltens sein. Sich hinauslehnen aus dem Fenster des Alltags und seine Mitmenschen besser wahrnehmen. Sich zusammen setzen mit ihnen. Heraustreten aus dem Strom der krampfhaften „Weihnachtsfeiern",
X-mas-Partys, oder was man sonst noch erfindet. Die Schönheit der Normalität entdecken. Zeit haben für einen genauen Blick, ein gutes ehrliches Gespräch, für eine stille Zeit. Eventuell vor dem Adventkranz. Vielleicht einmal auch nichts tun ohne schlechtes Gewissen.

Der Fenstergucker schaut nach draußen. Nicht hinein. Er sucht Kontakt und Beziehung. Lässt sich ein auf die Umwelt. Steht für Begegnung und Offenheit. Advent heißt für mich nach dem Rechten sehen. Schauen, ob noch alles in Ordnung ist. Bei mir, im Freundeskreis, an der Arbeitsstelle oder in der Nachbarschaft.
Irgendwie erinnert mich der Fenstergucker an einen guten Hirten. Der immer wieder einen aufmerksamen Blick nach draußen wirft. Zu den Schafen, zur Herde. Der wachsam bleibt. Und regelmäßig Nachschau hält. Um die Ecke schaut. So nebenbei. Einfach so.

Der Fenstergucker als Hirtentyp. Der verschmitzt lächelnd aus dem Fenster blickt. Als wüsste er, was demnächst passiert.