3. Dezember
Ein nicht gänzlich unbekannter Vorläufer
Auch er war einer. Wie so mancher vor ihm. Wegbereiter. Prophet, Kritiker und aufmerksamer Zeitgenosse. Mit dem Hang zum Lauten. Der bärtige Schreihals vom Jordanufer. Sein Name: Johannes. Berufung: Täufer, Bußprediger. Auf der Homepage des Ökumenischen Heiligenlexikons wird er so beschrieben: Vorläufer, Spurenzieher.
Klingt interessant, bedeutet was? Er sah sich selbst als einen, der den Umbruch vorbereitet, einleitet. Der nicht die Hauptrolle spielt, aber sehr tatkräftig loszieht und mächtig Staub aufwirbelt. Der auch ein wenig die Richtung anzeigt, vorgibt. UMKEHR hieß für ihn das Motto. Vorläufer wollte er sein, einer, der ein gutes Ohr für die Sorgen und Nöte der Menschen hat.
Ein Bild/Wort lässt mich nicht mehr los: „Leg ein Ohr an den Erdboden - dann ist das andere für den Himmel offen!“ Wer ein Ohr auf die Erde legt (um wachsam zu sein gegen Gefahren), der hält das zweite Ohr gen Himmel. Beides braucht der Mensch. Einen Sensus fürs Geerdete, Irdische und eine Ahnung, dass das nicht alles ist, dass wir eine Heimat haben ... im Himmel. Dass Gott uns Menschen liebt. Als Menschen der Erde, und als Kandidaten für jenen rätselhaften Ort, den wir Himmel nennen dürfen. Und dass Gott auf Menschen setzt, die offen sind für sein Wort, seinen Anruf, die den Kopf frei haben, die sich Zeit nehmen und sich bemühen, seine Stimme aus dem Lärm der Welt heraus zu hören. Johannes war so ein Mensch. Er war geeicht auf Wirklichkeit und empfindsam für das Kommen Gottes in diese zerrüttete, unterdrückte Menschenwelt.
Er gehört zu den wichtigsten Adventgestalten. Biblisch, authentisch, historisch. An ihm kommt niemand vorbei, der ernsthaft über den Advent reden will. Trotzdem habe ich manchmal den Eindruck, dass wir ihn in die alternative Ecke gestellt haben. Zeitkritik mit leicht anarchischem Charme. Der Kamelhaarmantel und die Heuschrecken. Wohliges Erschauern! Dass es für ihn tödlich war, hat er – so scheint es – in Kauf genommen. Er hat den Kopf verloren. Tragisches Schicksal eines VORLÄUFERS. Sympathisch macht ihn außerdem, dass er Zweifel hatte. In seiner Einschätzung der Person Jesu. Wer bist du, lässt er durch seine Anhänger ausrichten? Aber er muss gespürt haben, dass diese eine Taufe am Jordan was Besonderes war ...
Ein VorLÄUFER. Er bringt viel in Bewegung. Im Advent.
Was könnte ich mir von ihm abschauen oder eventuell sogar „mitlaufen“?
Helmut Loder
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