HELMUT LODER'S Adventkalender
Der große Weg |
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20 Gottes Wege... meine Wege?
Gedanken über einen wandernden Weg-Gott

Es gibt so viele Wege als es Menschen gibt. Verschlungen oder geradlinig, holprig oder eben, sondern im Finsteren. Die Wege der Menschen sind sehr verschieden. Und Gottes Wege? Sind sie nicht unerforschlich?

Der Prophet Jesaja formuliert es so: „Spruch des Herrn: Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege. So hoch der Himmel über der Erde ist, so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege und meine Gedanken über eure Gedanken." (Jes 55,8f) Gott geht andere Wege, als wir Menschen ihm zutrauen. Er übersteigt unsere Erwartungen und überrascht uns jedes Mal von neuem.

Der Theologe Ladislaus Boros hat unter dem Titel „Gott ist anders" folgende bemerkenswerte adventliche Sätze geschrieben: „Weihnachten ist das Fest, das uns wieder zu Bewusstsein bringt: Gott ist anders. Er kennt keine Gewöhnung: Seine Wege sind immer neu. Er ist jung. Er kommt zu uns, wie er will." Ein überraschend frisches Bild: Ein junger Gott geht zu den Menschen.

Die Wegerfahrung der Nomaden verbindet sich für das Volk Israel untrennbar mit der Gotteserfahrung. Sein „Jahwe" ist ein treuer Weg-Gott, einer der mitzieht von Weideplatz zu Weideplatz, der dem Urvater Abraham den Auftrag gibt, loszugehen, sich auf den Weg zu machen, und der ihm die Verheißung eines unbekannten Zieles, des Gelobten Landes, schenkt und auch anwesend ist, wenn es nicht mehr „weiter-geht".

Es ist derselbe Weg-Gott, der im Bild der Wolkensäule die Israeliten selbst begleitet auf ihrem Weg aus Ägypten, aus der Unterdrückung und Ausbeutung in die Freiheit, der sie herausführt und mit ihnen geht. Es ist der Weg-Gott, der nicht müde wird, sich den Menschen anzunähern, der es mit ihnen zu tun haben will, der sich ihnen offenbart, und auf den Menschen eingeht.

Er schlägt sich nicht in die Büsche, er schaut nicht weg, wenn Unrecht geschieht: „Gott bricht aus und erscheint wieder dort, wo ihn keiner erwartet, im Geschrei der Sklaven und im Stöhnen der Landarbeiter, in den wanzenverseuchten Hütten der Slums, wenn sie Pedro verhaften und foltern, in den Ghettos der Schwarzen, dort ist Gott; Tag für Tag, in der konkreten Geschichte, gegenwärtig mit seiner Forderung nach Gerechtigkeit, gegenwärtig in jedem Ausgebeuteten, in jedem Menschen." (Renold Blank)

Es ist eine hellsichtige Kühnheit in den heiligen Texten über die Geburt Jesu: Der Weg-Gott legt sich in die Hände der Ohnmächtigen und geht mit, verletzbar, zärtlich und friedliebend. Herabgekommen bis zum Kind.
Das sind die neuen Wege Gottes. Sind es auch die unseren?

Heute könnten wir
+ ... über unsere eigenen Gottesbilder und Gottesvorstellungen sprechen.
+ ... den obigen Text lesen und im Anschluss eine Pro/Contra-Diskussion über den „Christkind-Brauch" versuchen.
+ ... das Begriffspaar „allmächtig – ohnmächtig“ in Zusammenhang mit Gott diskutieren: Wie denke ich darüber?