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P. Matthias Maier

P. Matthias Maier ist Franziskaner in Graz, Franziskanerkloster.

Bild: Maria als schwangere Frau, im Besitz des Franziskanerkloster Graz.

2007

Maria - werdende Mutter

Lange Zeit betrachtete ich Maria als eine auf Sockeln stehende, erhöhte Frau, die mir, dem im Alltag lebenden Menschen, abgehoben wirkte. Die Kunst hat dieses Bild von Maria in mir noch verstärkt: in den Zügen des Reinen, Makellosen und Himmlischen. Doch das Schöne und Großartige am christlichen Glauben ist die Menschwerdung Gottes.

Um dieses Geheimnis verstehen zu können, braucht es den ganz normalen Blick auf den im Leben stehenden Menschen. In der Betrachtung des Lebens von Maria war und ist mir eine Hilfe, sie als ganz normale Frau zu sehen. Als junges Mädchen, frisch in Josef verliebt, geprägt durch die damalige Zeit, eingebettet in die Tradition des jüdischen Glaubens.

Diese Maria wird durch das Wirken Gottes, nicht leicht zu fassen, schwanger, trägt ihr Kind, gebiert es, zieht es auf, sorgt sich um ihr Kind und hat Freude daran. Sie begleitet ihren Sohn in den verschiedenen Lebensphasen von Kindheit, Pubertät bis hin zum erwachsenen Mann. Ich frage mich oft, warum die Kunst diese Maria so wenig als eine im Leben stehende Frau darstellt.

Umso mehr freute es mich, als durch eine Restauration eines alten übermalten Marienbildes eine schwangere Muttergottes hervorkam. Als werdende Mutter, vom Mutterschoß und ihren Brüsten, gehen Strahlen aus. Je mehr Maria als ganz normale mit beiden Füßen am Boden stehende gläubige Frau dargestellt ist, desto mehr wird das große Geheimnis in ihr spürbar.