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Martin Schmiedbauer

HR Dir. MMag. Dr. Martin Schmiedbauer,
Direktor des Volksbildungswerkes und Volksbildungsheimes St. Martin und Familienseelsorger

Zum Foto: Gottesmutter von Vladimir (Vladimirskaja)

2007

Maria - Wange an Wange

Sie wurde der Überlieferung nach (wie auch andere Marien-Ikonen) vom Hl. Evangelisten Lukas gemalt. Sie soll im 5. Jhdt. von Jerusalem nach Konstantinopel und im 12. Jhdt. nach Russland (Vladimir) gebracht worden sein. Von da an ist die Ikone historisch erwähnt. Ihr werden viele wunderbare Errettungen Russlands aus mehrfacher Feindesbedrohung zugeschrieben. Heute ist sie in der Tretjakow-Galerie in Moskau aufbewahrt. Das Bild ist weltweit verbreitet und bekannt.

Auf der Ikone hält die Gottesmutter Maria das Kind auf dem rechten Arm. Die linke Hand berührt in der Höhe der Brust fast das Gewand des Erlösers. Das Kind schmiegt sich mit der Wange eng an das Gesicht der Allheiligen Gottesmutter (Wange an Wange) und umarmt sie am Hals. Das Motiv dieser zärtlichen Umarmung von Mutter und Kind „Wange an Wange“ ist ein Bild der mütterlich-zärtlichen Liebe Gottes zu uns Menschen, die auch uns ermutigt, zu einem solchen herzlichen Umgang miteinander.

Über die Marienfrömmigkeit ist in Ost- und Westkirchen-Tradition sehr viel von dieser mütterlich berührenden Liebe Gottes kultiviert worden. „Der Mann allein, das ist viel Ungestüm, aber wo die Frau seine Hand hält, da kommt die Welt ins Gleichgewicht.“ (Gertrud von le Fort: Plus ultra).
Der Schriftsteller und Kulturhistoriker Iwar Lissner formuliert: „Die Macht wie die Poesie der mütterlich helfenden Maria hat für den christlichen Westen, ja für die Religionsgeschichte der ganzen Erde eine ungeheure Bedeutung erlangt. Seit den Tagen der Minnesänger symbolisiert sie den Adel der Frau.

Maria hat das Abendland gezähmt und gebändigt, begütigt und besänftigt, und die eigentümliche, ja unwiderstehliche Anziehungskraft, die vom Abendland ausgeht, das, was das Abendland wie in warmer Abendsonne aufleuchten lässt und liebenswert macht, das wäre ohne Maria und Marienverehrung nicht denkbar. Maria ist so zeitlos wie die Natur. In ihr ziehen Jahrtausende zu Gott.“ (vgl. M. Schmiedbauer: „Rühr uns an mit deiner Kraft“, S. 192 – 195)