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Gerhard Rechberger

Mag. Gerhard Rechberger CRSA, geboren 1946 in Vorau, Steiermark, Priesterweihe 1973, 2000 Wahl zum Propst des Augustiner-Chorherrenstiftes Vorau, Steiermark.

Zum Bild: „Die Hörende“ von „Maria der Verkündigung“ an einem Chorpfeiler am St. Viktorsdom zu Xanten, Anfang des 14. Jahrhunderts .

2007

Maria – Für mich ist sie die Hörende

Maria ist Urbild der Kirche und Urbild jedes Glaubenden. In meinem Bild begegnet sie uns als Hörende, die ganz Ohr ist, die horcht und gehorsam Antwort gibt auf das Wort, das sie vernimmt.
Der große Bogen von Gewand und Kopftuch, mit schweren Falten betont, ist geöffnet zum Wort hin. Hier ist Hören, nicht Reden. Gesammelt wirkt sie. Die Augen ganz offen, aber wie nach innen. Der Mund – nicht wie Seligkeit. Demut und ein gewisses Zagen.

Johannes Bours schreibt dazu: „Es ist kein „süßes Geheimnis“ das sie vernimmt, sondern schwer und rätselhaft und mühsam für das Begreifen. Kein frohes „Hier bin ich“, sondern eher etwas von dem prophetischen Fragen: Wer bin ich denn? Wie kann das geschehen? Vielleicht ist dies der Augenblick, da sie die Antwort gehört hat, die die Propheten hörten: Ich werde mit Dir sein!“

Hier ist Maria. Ein Mensch im Anruf; ein Antlitz im Angerufensein von Gott. Die Falte über den Augen sagt, dass sie sich bemüht, zu verstehen: Gott weiß, warum er diesen Weg geht.
Mit „Höre Israel!“ beginnt die große Wegweisung Jahwes für sein Volk und mit dem „Höre!“ eröffnet der hl. Benedikt seine Ordensregel. Das Hören und Horchen auf die Stimme Gottes, das aufmerksame Hinhören auf die Sorgen und Ängste der Menschen, auf ihre Freuden und Hoffnungen ist ein Grundauftrag für jeden Glaubenden und für die ganze Kirche.

Wir sind nicht immer die Wissenden und Gebenden, sondern oft einfach die Empfangenden und auch Fragenden. Aber vielleicht können wir manchen Menschen damit mehr helfen als mit schnellen Antworten. Wie Maria.