HELMUT LODER'S Adventkalender
Türen ins Licht |
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4 „Barbara – Zeugin hinter Schloss und Riegel“
Von Kerkertüren und der Freiheit des Herzens

Für diese Türen gibt es keine Werbung: Gefängnistüren, Kerkertüren, Zellentüren. Sie riechen nach Angst, Einsamkeit, Aggression und Schuld. „Wer will schon eingesperrt sein?“ Der Freiheit beraubt, hilflos, ausgeliefert der Willkür anderer Menschen? Sich selbst einsperren, die Türen von innen verschließen, sich fernhalten von anderen, das ist schließlich etwas ganz anderes. Auch das kommt häufiger vor als wir glauben. Aber eingesperrt werden nach einem Schuldspruch, auf engstem Raum Tage, Wochen oder sogar Jahre verbringen zu müssen, das ist ... die andere Seite. Und beileibe kein Honiglecken. Oft ist das Einsitzen gerechtfertigt und manche werden dazu verurteilt, sie „sitzen“ eine Strafe ab. Andere geraten unschuldig in diese Situation. Amnesty International und Christian Solidarity International machen Tag für Tag auf das Schicksal unschuldig Verfolgter und Eingesperrter aufmerksam. Beschreiben Gefängnisse als grauenhafte Orte der Angst, des Schreckens und der Verzweiflung.

Es ist bittere Realität, durch Zahlen abgestützt: Auch im heurigen Advent bleiben wieder viele Menschen eingesperrt, weggesperrt. Müssen hinter vergitterten Türen (und Fenstern) weiterleben, manchmal ohne Kontakte zur Außenwelt, ohne Verbindung und Zuwendung. Eingesperrt, ausgesperrt, weggesperrt. Ohne Ausblick auf Zukunft. Die Gesellschaft pflegt ihre Klischees und die Vorurteile sind schnell bei der Hand. Wir machen es uns leicht, sperren ja nur ein, die es „verdienen“. Ist das wirklich bei allen so? Und außerdem: Denen geht es ja ausgesprochen gut. Sie haben es bequem und das bisschen Freiheit geht ihnen sowieso nicht ab. Gefängnisse als letzte Erfüllung aller Träume? Wie geht es Jugendlichen damit? Strafvollzug als Sperrbezirk? Zu Weihnachten: Das berühmte Weihnachtspaket ist verboten. Stopp heißt es für die Weihnachtsgeschenke an den Gefängnistüren. Nur Geld ist erlaubt, darf überwiesen werden. Zum Einkaufen in der Kantine. Alltagsfrust im Knast. Weihnachten naht, und für viele klingt es wie eine Drohung. Eingesperrt, alleingelassen und hoffnungslos depressiv hinter den Türen „ohne Ausgang“.
Heute ist der 4. Dezember. Gedenktag für Barbara. Sie wurde der Legende nach von ihrem gewalttätigen und vom Christentum nicht gerade überzeugten Vater, einem wohlhabenden Kaufmann, vorsichtshalber in einen hohen Turm gesperrt. Weggesperrt. Damit sie auf keine dummen Gedanken kommt. Damit ihr nichts Böses geschieht und sie nicht weglaufen kann. Vor seinem Willen. Aber Barbara widersetzt sich. Sie läuft zwar nicht weg, aber sie sagt nein zu den Wünschen ihres Vaters. Sie bleibt standhaft. Stur und überzeugt. Willensstark. Ein tapferes Mädchen. Eine Christin. Sie ließ sich taufen, obwohl der Herr Papa das nicht akzeptierte. Legendär wie ihr Leben war ihre Standhaftigkeit. Sie legte Zeugnis ab für den Glauben an Christus Jesus. Er war Erfüllung und Stärke. Die hatte sie nötig. Der Vater bedrängt sie: Lass los diese Worte, die gefährliche Botschaft. Aber sie widersetzt sich. Sogar im Gefängnis. Die Türen öffnen sich nicht. Ihr Glaube war stark, gewachsen und fest. Ihr Zeichen: ein Zweig, der mitten im Winter erblüht. Vom Kirschbaum soll er gewesen sein.

Der steirische Bildhauer Erwin Huber hat die Zeugin Barbara mit einem Turm in den Händen gestaltet. Groß sind die Hände, die den Turm festhalten, als hätte er kein Gewicht. Barbara ist eine gute Zeugin für die Kraft des Lebens: Wenn der Kirschzweig zu blühen anfängt mitten im Winter, dann ist es nicht nur Advent, sondern höchste Zeit, an die Kraft der Liebe zu glauben, darauf zu vertrauen, dass jeder, der Gott zutraut, dass er mit uns geht, nicht verloren geht. Die Türen des Kerkers leisten der Freiheit des Herzens keinen Widerstand. Barbara ging in den Tod, aber durch die Tür des Todes in ein neues Leben. Bei Gott, ein ausgesprochen gefährliches Leben im Glauben.

Ein Letztes noch: Auf einem Foto sah ich eine Gefängnistür mit der Nummer 24. Darunter der Satz: Weihnachten ist die Kraft, die jede Gefängnistür öffnet. Wie bitte? Nach längerem Nachdenken glaube ich tatsächlich, dass Weihnachten ein elementares Fest der Befreiung – von Zwängen - ist. Denn viele Zwänge sind rund um das Fest entstanden: Geschenkezwang, Harmoniezwang, Kaufzwang, ... Manche atmen erst auf, wenn es vorbei ist.
Was für ein Irrsinn: Weihnachten ist doch das Fest, das mich so sein lässt, wie ich bin, weil Gott so geworden ist, wie ich bin – ein Mensch. Ungefragt kommt Gott zu mir, erwartet nichts, verlangt nichts, schenkt mir nur seine Liebe in Jesus, dem Heiland und Erlöser. Er befreit mich von den Zwängen zur wahren Menschlichkeit, durch Gottes Liebe.

Es stimmt schon: Weihnachten ist ein Fest gegen die Kerkertüren.